Die mobile Stroke Unit

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REPORT


Schwerpunkt Neurologie

Das Krankenhaus auf dem Weg zum Patienten

Die mobile Stroke Unit Sven Lerch, Klinik für Neurologie, Bundeswehrkrankenhaus Berlin

Im Rahmen innovativer Versorgungskonzepte bei Schlaganfallpatienten war und ist Deutschland ein Vor­ reiter. Die Idee, eine Stroke Unit auf vier Räder zu stellen und damit zum Patienten zu fahren, erscheint kühn, aber erfolgversprechend. Der Artikel beleuchtet das Spannungsfeld aus Chancen, wie die Verkürzung einer Ereignis-Thrombolyse-Zeit und ein besseres Patientenoutcome, und Schwierigkeiten, wie logistische ­Herausforderungen und Finanzierbarkeit.

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ährlich erleiden circa 260.000–300.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall [1]. Die meisten Fälle hiervon (ca. 90 %) entstehen durch eine Ischämie, d. h. eine zerebrale Minderdurchblutung, und sind dabei in der Frühphase potenziell behandelbar. Als evidenzbasierte Therapien sind die intravenöse Thrombolyse und die mechanische Rekanalisation (=Thrombektomie) etabliert. Beide Behandlungsoptionen sind zeitkritisch und nur in einem begrenzten Zeitfenster zugelassen. Je früher die Therapie einsetzt, desto höher sind die Chancen für eine vollständige Remission der Schlaganfallsymptome oder geringere bleibende Behinderung [2, 3]. Vor diesem Hintergrund wurden eine Vielzahl von Verbesserungen in der präklinischen und frühen klinischen Versorgung implementiert, so z. B. spezifische Algorithmen in der Schlaganfallerkennung oder strukturierte Handlungsabläufe beim Eintreffen des Schlaganfallpatienten in der Klinik. Eine gänzlich andere Herangehensweise stellen mobile Stroke Units (MSU) dar.

Die Idee hierfür wurde erstmals 2003 von Klaus Faßbender und Kollegen der Universitäten Göttingen und Heidelberg publiziert [4]. In einem „Letter to the Editor“ schlugen sie einen speziell ausgestatteten Rettungswagen vor, der neben der „üblichen“ notfallmedizinischen Ausrüstung auch einen CT-Scanner, eine telemedizinische Kommunikation sowie ein Point-ofCare-Labor enthalten sollte. Hiermit bestünde die Möglichkeit, nach Ausschluss einer intrazerebralen Blutung mittels SchädelCT, bereits im Rettungswagen eine intravenöse Thrombolyse zu initiieren. Am 17.11.2008 startete die erste mobile Stroke-Unit am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg [5]. Anfang 2011 folgten dann die Berliner Neurologen mit dem Start des STEMO (Stroke-Einsatz-Mobil), von dem aktuell drei Fahrzeuge im Einsatz sind (Abb. 1, Abb. 2). Nach zunächst eher schleppender Verbreitung der Idee sind inzwischen weltweit mehr als 20 mobile Stroke Units aktiv, die meisten davon in den USA [6]. Initial favorisierten die saarländischen Initiatoren den Betrieb in ländlichen Regionen, um die dort eingeschränkte Verfügbarkeit von geeigneten neurologischen Kliniken im Allgemeinen und zerebraler Bildgebung im Besonderen zu kompensieren. Die heutigen mobilen Stroke Units sind jedoch ganz überwiegend in städtischen Ballungsräumen im Einsatz, wo eine hohe Patientenzahl einen wirtschaftlicheren Betrieb ermöglichen kann.

©© Charité - Universitätsmedizin Berlin

Evidenzlage