Ergonomie und gesundes Arbeiten
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Ergonomie und gesundes Arbeiten Biegemoment, Torsionsmoment und Kompressionsdruck Fehlerhafte Arbeitsabläufe, ergonomisch schlechte Körperhaltungen und -bewegungen oder Lastenmanipulationen können Konsequenzen für die Gesundheit haben. Deshalb sollten Pflegende über ergonomisches Grundwissen verfügen.
D
ie Ergonomie „denkt“ in Engpässen. Besonders wichtige Engpässe sind der lumbosakrale Übergang zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem 1. Steißbeinwirbel (L5/S1) und der Übergang zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (L4/L5). Dies ist der Bereich, an dem vor allem Bandscheibenvorfälle auftreten können. Deshalb sollte man die beiden Mechanik-Kenngrößen im Auge behalten: Biegemoment und Torsionsmoment. Das Biegemoment errechnet man aus Kraft und Hebelarm. Ein Beispiel: Stellen wir uns vor, die Pflegekraft beugt sich nach vorne, um eine Lagerung des Patienten durchzuführen. Die notwendige Kraft ergibt
sich nicht nur aus einem Anteil des Patientengewichts, sondern auch aus der Gewichtskraft des eigenen Oberkörpers. Der Hebelarm berechnet sich aus der Entfernung von Handmitte zu L5/S1 oder L4/L5. Ein Torsionsmoment entsteht dann, wenn die Pflegekraft bei einem Transfer oder einer Lagerung den Oberkörper verdreht und dabei Halte- oder Bewegungskräfte ausübt. Man kann nun mit biomechanischen Modellen aus Biegemomenten und Torsionsmomenten die Kompressionskräfte an der Bandscheibe L5/S1 oder L4/L5 berechnen. Der Grenzwert für sichere Lastenmanipulation liegt bei 3.400 Newton. Dieser Grenz-
Abb. 1 und 2: Kompressionskräfte in der Nähe des Grenzwerts
Kopf überstreckt
Vorwärtsbeugung 25º - 30º
Seitliche Neigung 15º bis 25º
Kopf/Nacken überstreckt
Aktionskraft F2
Vorwärtsbeugung 45° bis 60°
Aktionskraft F1
Aktionskraf F2
Aktionskraft F1
L4/L5 Kompressionskräfte bei 25° Vorbeugung: 2.810 N 30° Vorbeugung: 3.149 N
58
L4/L5 Kompressionskräfte bei 15° seitlicher Neigung: 3.300 N 25° seitlicher Neigung: 3.556 N
© Kurt Landau, Millstatt (2x)
Aktionskraft F3
HEILBERUFE 12.2020 / 72
PFLEGE ALLTAG
wert ist alters- und geschlechtsabhängig. Abbildung 1 und 2 zeigen zwei Situationen, die gerade an diesem Grenzwert liegen. In vielen Fällen wird dieser Grenzwert jedoch überschritten.
Tab. 1: REBA-Punktwerte, Risiken für die Beschäftigten und angezeigte Gestaltungsmaßnahmen (Fallbeispiel im eMag)
Häufige Fehler – ergonomische Schwachstellen
REBA-Punktwert
Risikostufe
Aktion
Welche Biege- und Torsionsmomente kommen im Pflegeprozess häufig vor und was sind typische Ursachen für das Entstehen dieser Momente?
1
Vernachlässigbar
Keine Gestaltungsmaßnahme erforderlich
2-3
Niedrig
Eventuell (gelegentlich) Gestaltungsmaßnahmen ergreifen
4-7
Mittel
Gestaltungsmaßnahmen erforderlich
8-10
Hoch
Gestaltungsmaßnahmen bald durchführen
11-15
Sehr hoch
Gestaltungsmaßnahmen jetzt durchführen
Starkes Vorbeugen: Arbeit an der „falschen“ Bettseite (z.B. beim Bett machen); Bett zu tief eingestellt; Beine bzw. Knie werden bei Arbeiten am Bett nicht eingesetzt (dies ist insbesondere bei großen Pflegekräften der Fall, denn dor
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