Genres in Russland

Aufgrund der starken Kontrolle, die die Kommunistische Partei im Stalinismus auf die Filmkunst ausübte, bildete sich in dieser Zeit ein Repräsentationssystem heraus, das die sowjetischen Genres um den ideologischen Diskurs des Sozialismus konzentrisch fes

  • PDF / 258,447 Bytes
  • 21 Pages / 439.37 x 666.142 pts Page_size
  • 85 Downloads / 225 Views

DOWNLOAD

REPORT


Inhalt 1 Die Spezifik sowjetischer Genres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 Sowjetische Genres in ihrer historischen Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Theorie der sowjetischen Genres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4 Russland heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Schlüsselwörter

Sozialistischer Realismus · Genre-Theorie · Epopöe · Stalinismus · Tauwetterperiode · Perestroika

Aufgrund der starken Kontrolle, die die Kommunistische Partei im Stalinismus auf die Filmkunst ausübte, bildete sich in dieser Zeit ein Repräsentationssystem heraus, das die sowjetischen Genres um den ideologischen Diskurs des Sozialismus konzentrisch festlegte. Daher unterscheidet sich der sowjetische Film vom Hollywoodkino, auch wenn er keinesfalls genrefrei ist. Die wichtigsten sowjetischen Genres sind der Produktionsfilm, der Kolchosfilm, der historische Revolutionsfilm, das historischbiografische Genre, die Komödie und der Kriegsfilm. Erst in der Perestroika-Zeit können sich die Filme von diesen Vorgaben lösen und sich Hollywood-Ästhetiken aneignen, wodurch sich neue Genres wie der Psychothriller, der Fantasyfilm oder der Horrorfilm herausbilden.

I. Gradinari (*) Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Neuere Deutsche Literatur- und Medienwissenschaft, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland E-Mail: [email protected] # Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 M. Stiglegger (Hrsg.), Handbuch Filmgenre, Springer Reference Geisteswissenschaften, https://doi.org/10.1007/978-3-658-09631-1_21-1

1

2

1

I. Gradinari

Die Spezifik sowjetischer Genres

Die Forschung teilt sich hinsichtlich der Frage der sowjetischen Genres in zwei Lager, die für und gegen eine Existenz von Genres argumentieren. Ein Analogon zu den Produktionszyklen Hollywoods, die dort die Genres hervorbringen, gab es in der UdSSR nie. Die Einführung in die Filmanalyse von Jurij Lotman und Jurij Civ’jan aus dem Jahr 1994 enthält daher symptomatisch kein Kapitel über Genres. Die deutsche Filmwissenschaftlerin Oksana Bulgakova nennt die Periode des Stalinismus von 1934 bis 1954 eine Epoche ohne Genres. Produktions-, Kolchos- und historischer Revolutionsfilm stellen Hybride dar, die die gleichen Elemente enthalten – etwa die Musiknummer oder Spionage-Motive (2013, S. 348–349). In einer anderen Studie definiert Bulgakova jedoch das Film-Konzert, das Film-Spektakel, die Film-Oper und das Film-Ballett als besondere sowjetische Genres (2010, S. 28), die für das sowjet