Grundlagen des Workflowmanagements

In den vergangenen Jahrzehnten konnten Unternehmen durch die Orientierung an der effizienten Ausführung von Einzelfunktionen signifikante Steigerungen der Produktivität und Qualität herbeiführen (Becker u. Kahn 2001, S. 4). Durch diese isolierte Betrachtu

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1.3.1 Grundlagen der Prozessorientierung 1.3.1.1 Von der Funktions- zur Prozessorientierung In den vergangenen Jahrzehnten konnten Unternehmen durch die Orientierung an der effizienten Ausführung von Einzelfunktionen signifikante Steigerungen der Produktivität und Qualität herbeiführen (Becker u. Kahn 2001, S. 4). Durch diese isolierte Betrachtung einzelner Unternehmensbereiche ergaben sich jedoch Strukturen, die durch „lokale Optima“ und eine stark segmentierte Ablauforganisation mit vielen aufbauorganisatorischen Schnittstellen gekennzeichnet waren. Dies führte zur Zerschneidung von Interdependenzen, zu redundanten Aufgabenerfüllungen und zu hohen Kosten für die Koordination der einzelnen Unternehmensbereiche. Daraus resultierte schließlich die Forderung nach einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise, die durch Abkehr von der Konzentration auf Einzelfunktionen und durch Fokussierung auf die Geschäftsprozesse eines Unternehmens charakterisiert ist (vgl. Becker u. Kahn 2001, S. 5, Kugeler 2000, S. 1, v. Uthmann 2001, S. 60). Ein Prozess ist die inhaltlich abgeschlossene, zeitliche und sachlogische Folge von Aktivitäten, die zur Bearbeitung eines betriebswirtschaftlich relevanten Objektes notwendig sind (vgl. Becker u. Schütte 1996, S. 53, Rosemann 1996, S. 9). Ein solches Objekt, das den Prozess prägt, kann z.B. eine Rechnung, ein Kundenauftrag, ein Arbeitsplan oder eine Stückliste sein. „Ein Geschäftsprozess ist ein spezieller Prozess, der durch die obersten Ziele der Unternehmung (Geschäftsziele) und das zentrale Geschäftsfeld geprägt wird.6 Wesentliche Merkmale eines Geschäftsprozesses sind seine Schnittstellen zu den Marktpartnern des Unternehmens“ (Becker u. Kahn 2001, S. 6f.). Beispiele für Geschäftsprozesse sind die Auftragsabwicklung in einem Produktionsbetrieb, die Abwicklung einer Instandsetzungsmaßnahme durch einen technischen Dienstleister und die Kreditvergabe bei einer Bank. Durch Hierarchisierung können Prozesse außerdem in Teilprozesse zerlegt werden, die auf einem detaillierteren Abstraktionsniveau betrachtet werden. So stellt die Kapazitätsterminierung bspw. einen Teilprozess des Geschäftsprozesses Auftragsabwicklung dar und kann ihrerseits in Teilprozesse wie z.B. Durchlaufterminierung7 und Kapazitätszuordnung8 zerlegt werden.

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In der Literatur werden die Begriffe Prozess und Geschäftsprozess häufig synonym verwendet. Terminierung von Fertigungsaufträgen ohne Beachtung von Kapazitätsrestriktionen. Zuordnung von Arbeitsgängen zu Ressourcen und Erstellung von Belastungsprofilen für den Kapazitätsabgleich.

H. Luczak et al. (hrsg.), Workflowmanagement in der Produktionsplanung und -steuerung © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2003

1.3 Grundlagen des Workflowmanagements

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Zur Systematisierung von Prozessen kann der in Tabelle 1.3.-1 dargestellte morphologische Kasten verwendet werden. Tabelle 1.3.-1. Merkmale von Prozessen (vgl. Kugeler 2000, S. 16.) Merkmal Leistungsempfänger Individualität Ausdehnungsbereich Ausprägungsebene Wiederholfrequenz Geltungsanspruch Aufgabenkomplex

Ausprägung