Myeloproliferative Syndrome

Der Begriff der myeloproliferativen Erkrankungen ist 1951 von Dameshek geprägt worden, der darunter die folgenden Erkrankungen zusammenfasste: Polycythaemia vera (PV), essenzielle Thrombozythämie (ET), idiopathische Myelofibrose (IMF), chronische myeloisc

  • PDF / 558,000 Bytes
  • 24 Pages / 547.087 x 765.354 pts Page_size
  • 51 Downloads / 175 Views

DOWNLOAD

REPORT


84 Myeloproliferative Syndrome N. Gattermann

84.1

Definition und Grundlagen

– 1744

84.2

Polycythaemia vera (PV)

84.3

Essenzielle Thrombozythämie

84.4

Idiopatische Myelofibrose (IMF)

84.5

Chronische Neutrophilenleukämie (CNL)

84.6

Chronische eosinophile Leukämie (CEL) bzw. hypereosinophiles Syndrom (HES) – 1762

– 1746 – 1750 – 1755 – 1760

Literatur – 1766

W. Hiddemann, C. Bartram (Hrsg.), Die Onkologie, DOI 10.1007/978-3-540-79725-8_84, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

1744

Kapitel 84 · Myeloproliferative Syndrome

84.1

Definition und Grundlagen

nen die myeloischen Differenzierungslinien jedoch in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein.

84.1.1 Definition

Der Begriff der myeloproliferativen Erkrankungen ist 1951 von Dameshek geprägt worden, der darunter die folgenden Erkrankungen zusammenfasste: 4 Polycythaemia vera (PV), 4 essenzielle Thrombozythämie (ET), 4 idiopathische Myelofibrose (IMF), 4 chronische myeloische Leukämie (CML). Diese Erkrankungen sind miteinander verwandt. Es gibt Übergangsformen, deren diagnostische Zuordnung schwierig ist, und es kommt vor, dass ein Krankheitstyp nach einer gewissen Zeit in eine andere Form übergeht. Zu den myeloproliferativen Syndromen zählen heute auch noch die 4 chronische Neutrophilenleukämie (CNL) und die 4 chronische Eosinophilenleukämie (CEL) bzw. das hypereosinophile Syndrom (HES).

84

Die myeloproliferativen Erkrankungen, auch myeloproliferative Syndrome (MPS) genannt, sind klonale Knochenmarkserkrankungen, die aus einer mutierten pluripotenten Stammzelle hervorgehen. Deren abnormer Wachstumsvorteil erlaubt es dem pathologischen Klon, sich durchzusetzen und eine weitgehend monoklonale Hämatopoese zu etablieren. Die Steigerung der Zellproliferation ist autonom, d. h. nicht von externen Stimuli abhängig. Die Expansion des hämatopoetischen Systems spielt sich nicht nur im Knochenmark ab, sondern kann sich auch auf Leber und Milz ausdehnen (extramedulläre Hämatopoese). Das Knochenmark ist im Allgemeinen durch Hyperzellularität und Überproduktion von Blutzellen gekennzeichnet. Hiervon kön-

. Abb. 84.1. JAK2-Signalweg bei myeloproliferativen Syndromen

84.1.2 Aktueller Fortschritt bei der Aufklärung der

Pathogenese Im Gegensatz zur CML, bei der die Entdeckung des PhiladelphiaChromosoms die molekulargenetische Entschlüsselung der Pathogenese und schließlich die Entwicklung einer zielgerichteten Therapie in Form des Tyrosinkinaseinhibitors Imatinib ermöglichte, sind die anderen myeloproliferativen Erkrankungen nicht durch pathognomonische Chromosomenanomalien gekennzeichnet. Dies hat die Aufklärung der Krankheitsmechanismen erschwert. Im Jahre 2005 ist jedoch ein Durchbruch erzielt worden, der sich hoffentlich in absehbarer Zeit ebenfalls in neue therapeutische Möglichkeiten ummünzen lässt. Nahezu gleichzeitig berichteten fünf Arbeitsgruppen über eine Mutation der Tyrosinkinase JAK2 bei Patienten mit PV, ET und IMF (Baxter et al. 2005; James et al. 2005; Kralovics et al. 2005; Levine et al. 2005; Zhao et al. 2005). JAK2 ist Bestandteil intra