Odyssee einer Kopfschmerz-Patientin
- PDF / 296,932 Bytes
- 2 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
- 0 Downloads / 229 Views
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.
Fallbeispiel aus der Praxis
Odyssee einer Kopfschmerz-Patientin Spricht eine leitliniengerechte Therapie nicht an, heißt dies nicht, dass die Schmerzen psychosomatisch sind. Ein Blick über den Tellerrand und das Hinterfragen der Verdachtsdiagnose können zielführend sein.
D
ie notfallmäßige Erstvorstellung der Patientin bei Ärztin 1 in einer neurologischen Praxis erfolgte am 29. November 2019 auf Veranlassung einer internistischen Praxis.
Erste Verdachtsdiagnose: Migräne
Wiedervorstellung in der Praxis Am 2. Dezember stellte die Patientin sich erneut – diesmal bei Ärztin 2 derselben neurologischen Praxis – vor. Berichtet wurde ein initial gutes Ansprechen des Kopfschmerzes auf die Behandlung mit Solu-Decortin H. Dann, nach einer physiotherapeutischen Behandlung am Mittag, seien die Kopfschmerzen jedoch massiv exazerbiert – auf der VAS wurde erneut ein Wert von 8–10 dokumentiert. Zudem bestünde ein Gefühl von Fieber, welches am Tag zuvor auch von Durchfall in Verbindung mit starker Übelkeit begleitet wurde. Die Kollegin erfragte erneut die Migräneanamnese, da keine Allergie auf Acetylsalicylsäure (ASS)
© A. Gendolla (2)
Die 69-jährige, privatversicherte Lehrerin beklagte Kopfschmerzen der Stärke 8–10 auf der visuellen Analogskala (VAS), die seit einer Woche bestünden. Der Kopfschmerz war holocraniell und verschlechterte sich bewegungsabhängig. Es bestand jedoch keine wesentliche tageszeitliche Abhängigkeit und es lagen keine weiteren Begleitsymptome vor. Der Kopfschmerz war therapierefraktär auf viermal 500 mg Acetaminophen (Paracetamol) seit fünf Tagen. Der neurolo-
gische Untersuchungsbefund war regelrecht bis auf die Klopfschmerzhaftigkeit des gesamten Kopfes und den Myogelosen im Schulter- und Nackenbereich. Zudem bestand der klinische und anamnestische Verdacht auf eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Das Elektroenzephalogramm (EEG) am selben Tag war ohne Allgemeinveränderung oder Herdbefund. Geplant wurden für den 2. Dezember 2019 ein Routinelabor und eine duplexsonografische Untersuchung der hirnversorgenden extraund intrakraniellen Gefäße. Das am bulante Magnetresonanztomogramm (MRT) des Schädels konnte in einer radiologischen Praxis für den 6. Dezember vereinbart werden. Die Therapie erfolgte mit Solu-Decortin H 100 mg intravenös
(i.v.) unter der Verdachtsdiagnose eines Status migränosus. Die Patientin berichtete, Ihre letzte schwere Migräneattacke vor circa einem Jahr erlitten zu haben, seit der Etablierung einer Hormonersatztherapie sei eine deutliche Reduzierung der Frequenz eingetreten.
Abb. 1: MRT vom 6. Dezember mit Befund einer Sinusitis maxillaris
60
Abb. 2: MRT vom 6. Dezember mit Befund einer Sinusitis maxillaris
Schmerzmedizin 2020; 36 (5)
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.
© A. Gendolla (2)
www.dgschmerzmedizin.de
Abb. 3: MRT vom 6. Dezember mit Befund einer Sinusitis maxillaris
und keine Hinweise auf ein Magenbluten vorlagen wurden in Folge 1.000 mg ASS i.v. appliziert. Die Duplexsonografie der hirnversorgende
Data Loading...