Steele, B. J. (2019). Restraint in International Politics
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teele, B. J. (2019). Restraint in International Politics Cambridge: Cambridge University Press. 316 S., ISBN: 978-1-108-48608-8, ca. C 79,-. Christoph Rohde
Online publiziert: 11. November 2020 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Brent J. Steele von der Universität von Utah hat die erste zusammenhängende Studie zum Faktor Zurückhaltung (restraint) als Verhaltensmuster von Akteuren in der internationalen Politik vorgelegt; die Übersetzung des Begriffs könnte auch den Faktor Selbstbeherrschung beinhalten. Nach einer philosophischen Einordnung des Konzepts aus der Perspektive Aristoteles’ und Machiavellis als Exerzitium aus der Domäne der Politischen Theorie führt er eine interdisziplinäre, von der mikro- zur makroanalytischen Ebene fortschreitende Untersuchung durch. Dabei beginnt Steel mit der tiefenpsychologischen Ebene. Durch die Abgrenzung von Carl Gustav Jungs Theorie der Libido von bekannten Interpretationen der Freudschen Libido-Theorie, die von prominenten politischen Realisten wie Hans J. Morgenthau oder Reinhold Niebuhr zur Erklärung des anthropologisch angenommenen Machttriebes genutzt wurde, kommt Steel zur übergeordneten Idee der Zivilisierung des menschlichen Trieblebens. Jung hatte in seinem Werk die kreative Fähigkeit des Menschen hervorgehoben, die in der Libido befindliche psychische Energie in kreative Formen wie Kunst, Religion oder innovative Arbeit zu transformieren; Instinkte würden verwandelt und gezügelt. Diese Idee wird in Norbert Elias’ Werk The Civilizing Process fortgeführt. Die funktionale Differenzierung von Gesellschaften führe zu einem Automatismus, der Menschen in Strukturen zurückhaltenden Verhaltens zwinge, bedingt durch eine stetige Ausweitung von Interdependenzketten. Doch der Verfasser insistiert darauf, dass die Strukturen nicht deterministisch wirken, sondern dass der Raum für voluntaristisches Handeln erhalten bleibt. Denn politische Strategien des restraint müssen bewusst hergestellt werden. Zurückhaltung in der internationalen Politik wird von Steel als innerer Prozess handelnder Akteure einerseits sowie als institutioneller Prozess andererseits dargestellt. Dr. C. Rohde () Dachauer Str. 21 a, 80335 München, Deutschland E-Mail: [email protected]
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Im Bereich der Theorie internationaler Politik spielt, so Steel, die Debatte zwischen Aktionisten1 und Anhängern des restraint eine zentrale Rolle. In der Literatur wird häufig von einer Kontroverse zwischen dem liberalen Internationalismus und einem selektivem Interventionismus gesprochen. Paradoxerweise sind es die Aktionisten, die behaupten, dass die globale Führungsrolle der USA auf einer benevolenten Hegemonie beruht. Der Führungsanspruch der USA in der Welt würde akzeptiert, weil die USA zurückhaltend und transparent agierten und die Interessen ihrer potenziellen Rivalen akzeptierten2. Diese Qualität machtpolitischer Zurückhaltung verstetige die Führungsrolle der USA. Steel zeigt jedoch, dass diese angenommene Zurückhaltung seit dem 11. September 2001 u
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