V NERVENSYSTEM UND SINNESORGANE
Nervensysteme sind in der Regel die komplexesten Organe in tierischen Organismen, und die Nervensysteme der Cranioten (Schädeltiere) erreichen – von einigen Insekten und Cephalopoden abgesehen – den weitaus höchsten Grad der Komplexität im Tierreich. Char
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Nervensysteme sind in der Regel die komplexesten Organe in tierischen Organismen, und die Nervensysteme der Cranioten (Schädeltiere) erreichen – von einigen Insekten und Cephalopoden abgesehen – den weitaus höchsten Grad der Komplexität im Tierreich. Charakteristisch für die Evolution der Craniotennervensysteme ist ihre C e re br a l i sie r u n g am Vorderpol der Organismen mit zunehmender Gehirngröße und Zellzahl, neuronaler Vernetzung und dem verbesserten Vermögen Information zu speichern, zu koordinieren und mit komplexen Reaktionsmustern zu antworten. Diese Entwicklung steht in direkter Verbindung mit einem Grundmustermerkmal der Craniota, nämlich der Differenzierung und Konzentration hochspezialiserter Sinnesorgane in der vorderen Körperregion. So besitzen die Acrania nur ein gering spezialisiertes Stirnbläschen vorn an ihrem Neuralrohr (Bd. I, Abb. 1174) mit wenigen sensorischen Besonderheiten; die für Schädeltiere typischen paarig angeordneten Linsenaugen, Riechepithelien, Geschmacksknospen, Hörund Gleichgewichtsorgane sowie Seitenliniensysteme fehlen ihnen vollständig. Entsprechend besitzt ihr Nervensystem noch keinen komplexen, übergeordneten mehrteiligen Gehirnbereich, wie er dann bereits bei den rezenten Agnathen unter den Schädeltieren vorliegt. Der Schädel (S. 32) stellt eine Schlüsselstruktur des Craniotenkörpers dar und steht als Halte- und Schutzstruktur in engem Zusammenhang mit der Evolution von Kopfsinnesorganen und Gehirn. Das Gehirn geht nahtlos in das sich caudal anschließende Rückenmark über; zusammen bilden sie das z e nt r a le Ne rve n s y s t e m (ZNS). Informationen erhält und sendet es über sensorische (afferente) bzw. motorische (efferente) Neurone aus der, bzw. in die Peripherie des Körpers. Sie repräsentieren das p e r iphe re Ne r ve n s y s t e m (PNS) und bestehen aus den paarig angeordneten Spinal- und Hirnnerven sowie ihren Ganglien. Das autonome Ne r ve n s y s t e m (ANS) ist ein weiterer Teil des PNS. Seine visceromotorischen Ganglien übertragen Informationen zur Steuerung der Funktionen der inneren Organe und werden über zentralnervöse Neurone im Rückenmark (Sympathikus) oder Hirnstamm (Parasympathikus; hat auch einen kleinen Anteil im caudalsten Rückenmark) kontrolliert. Das enterische Nervensystem (ein dritter Teil des PNS) liegt direkt innerhalb der inneren Organe und agiert ohne oder mit geringem Einfluss durch das zentrale Nervensystem.
1 Zentrales Nervensystem (ZNS) 1.1 Entwicklung Das dorsal liegende Zentralnervensystem (ZNS) der Schädeltiere umfasst ein mehrteiliges Gehirn sowie das sich caudal unmittelbar anschließende Rückenmark (Medulla spinalis). Die Ontogenese des ZNS ist ein komplexer und charakteristischer morphogenetischer Vorgang. Das äußere Keimblatt des frühen Embryos (Gastrula) weist in seinem Rückenbereich entlang der gesamten Körperlängsachse das Neuroektoderm auf (das zukünftige Nervensystem), das sich während der nun folgenden Neurulation vom weiter ventrolateral anschließenden generellen Ektoderm (die zukünftige epidermale Haut und ihre Derivate) a
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