Werner-Syndrom
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sel1 · J. Oshima2, 3 · C. Kubisch1 1 Institut für Humangenetik, Universität Ulm 2 Department of Pathology, University of Washington, Seattle 3 International Registry of Werner Syndrome, University of Washington, Seattle
Werner-Syndrom Eine prototypische Form der segmentalen Progerie
Obwohl das Werner-Syndrom mit einer geschätzten Prävalenz im Bereich von 1:200.000 zu den sehr seltenen Erkrankungen gehört, können dieses und andere segmentale Progeriesyndrome aufgrund ihrer typischen Symptomkonstellationen als monogene Paradigmen für die Erforschung von Altersvorgängen und altersassoziierten Erkrankungen betrachtet werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen demographischen Veränderungen ist somit ersichtlich, dass das verbesserte Verständnis der genetischen und molekularen Grundlagen des Werner-Syndroms und verwandter Progeriesyndrome u. U. weitgehende medizinische Implikationen mit sich bringen kann. Betrachtet man primär die Anzahl von unterschiedlichen Geweben, die typischerweise von einer progeroiden Erkrankung betroffen sind, können zwei verschiedene Krankheitsgruppen unterschieden werden [13]. F Zum einen gibt es die unimodalen Progeriesyndrome, die lediglich ein Organsystem betreffen und zu denen z. B. monogen vererbte und früh manifeste Formen der Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung oder auch monogene Subtypen des Darmkrebses gehören. F Zum anderen gibt es die segmentalen Progerien, die charakteristische vorzeitige Krankheitssymptome in mehr als einem Gewebe aufweisen und so-
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Medizinische Genetik 4 · 2012
mit eher einen „physiologischen“ Alterungsprozess des Gesamtorganismus vorwegzunehmen scheinen. Es besteht eine Vielzahl dieser segmentalen Progerieformen mit Beteiligung der unterschiedlichsten Organsysteme, wobei oftmals 2 Syndrome als prototypische Formen der segmentalen Progerie hervorgehoben werden [2, 11]. Hierbei handelt es sich um das Hutchinson-GilfordSyndrom (OMIM #176670) mit Erkrankungsbeginn in der frühen Kindheit und das hier beschriebene Werner-Syndrom (OMIM #277700), das auch als „adulte“ Form der Progerie bezeichnet wird und einen typischen Krankheitsbeginn in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter hat.
Klinische Symptomatik und Diagnosekriterien Das Werner-Syndrom (WS) wurde erstmals 1904 vom deutschen Arzt C. W. Otto Werner (1879–1936) im Rahmen seiner Medizinischen Dissertation (Titel: „Über Katarakt in Verbindung mit Sklerodermie“) an der Universität Kiel als eigenständige Krankheitsentität beschrieben. Das WS wird autosomal-rezessiv vererbt und es gibt zzt. keine überzeugenden Hinweise darauf, dass heterozygote Anlageträger ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung eindeutig erhöhtes Risiko für einzelne Symptome des WS oder eine vorzeitige Alterung besitzen. Die Prävalenz in den meisten Populationen wird auf etwa 1:200.000 geschätzt [14], wobei sie in ei-
nigen Regionen wie z. B. Japan (1:20.000– 1:40.000) und Sardinien (1:50.000) wahrscheinlich aufgrund von lokalen FounderEffekten deutlich höher ist [15, 23]. Bereits vor der Aufklärung der genetischen Ursache war
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