Zur Verwendung eines Konzepts von Innerlichkeit als funktionaler Teil einer Inszenierungsstrategie in den Aufzeichnungen

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Zur Verwendung eines Konzepts von Innerlichkeit als funktionaler Teil einer Inszenierungsstrategie in den Aufzeichnungen Rudolf Höß’ Eine texthermeneutische Betrachtung Friedrich Markewitz

© Der/die Autor(en) 2020

Zusammenfassung Für den sprachwissenschaftlichen Forschungsdiskurs gilt der Zeitraum zwischen 1933 und 1945 – zumindest auf den Ebenen der Lexik und der Rhetorik und aus nationalsozialistischer Akteursperspektive – als relativ ausgeforscht. Bis heute bestehen aber Leerstellen z. B. in der Analyse des sprachstrategischen Handelns dieser Akteursgruppe. Auch eine Inventarisierung der kommunikativen Strategien von NS-Akteuren liegt nur in Ansätzen vor. Im Rahmen dieser Forschungsdesiderata verortet sich dieser Aufsatz, der einen Beitrag zur Aufarbeitung der von nationalsozialistischen Tätern verwendeten kommunikativen Strategien leisten möchte. Anhand der linguistischen Auswertungen der biographischen Aufzeichnungen des Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, soll dessen Selbstinszenierungsstrategie induktiv-texthermeneutisch aufgearbeitet werden. Als interpretativer Zugang wird ein von Höß aufgerufenes Konzept von Innerlichkeit verwendet, auf das er zurückgreift, um sich als ethisch-moralisch handlungsfähigen sowie authentischen Akteur zu inszenieren. Schlüsselwörter Texthermeneutik · Sprachwelt des ›Dritten Reiches‹ · Tätersprache · Innerlichkeit

F. Markewitz () Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn, Paderborn, Deutschland E-Mail: [email protected]

F. Markewitz

On the Use of Inwardness as a Functional Part of a Staging Strategy in Rudolf Höss’ Notes A Texthermeneutical Consideration Abstract For the linguistic research discourse, the period between 1933 and 1945 – at least on the levels of lexis and rhetoric and from the perspective of National Socialist actors – is considered relatively well researched. To this day, however, there are still gaps in the analysis of the language-strategic actions of this group. An inventory of the communicative strategies of Nazi actors is also only partially available. This essay is located within the framework of these research desiderata, and aims to contribute to the analysis of the communicative strategies used by National Socialist perpetrators. Based on the linguistic analysis of the biographical records of the commander of Auschwitz, Rudolf Höss, his self-staging strategy is to be processed inductively and textthermeneutically. As an interpretative approach, a concept of inwardness is used, which Höss calls up, and which he falls back on in order to stage himself as an ethically-moral actor, capable of acting as an authentic actor as well. Keywords Texthermeneutic · Language World of the Third Reich · Language of Perpetrators · Inwardness

1 Hinführung Kein historischer Zeitabschnitt kann als so intensiv erforscht gelten, wie die zwölf Jahre des ›Dritten Reiches‹ (vgl. Echternkamp 2018, S. VII). Zahllose Überblickswerke wie spezialisierte Einzelstudien zu den verschiedensten Facetten der Jahre 193