Bhabha, Homi K.: The Location of Culture

Die 1994 erschienene Essaysammlung enthält 13 Beiträge, von denen der größte Teil in englischsprachigen Anthologien und Zeitschriften zwischen 1984 und 1992 veröffentlicht wurde. Für die Buchausgabe verfasste Bhabha eine neue „Einleitung“ („Introduction“)

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Sprache englisch Übersetzung Die Verortung der Kultur (2000) Übersetzer/in M. Schiffmann, J. Freudl Hauptgattung Sachliteratur Untergattung Kulturwissenschaft Die 1994 erschienene Essaysammlung enthält 13 Beiträge, von denen der größte Teil in englischsprachigen Anthologien und Zeitschriften zwischen 1984 und 1992 veröffentlicht wurde. Für die Buchausgabe verfasste Bhabha eine neue „Einleitung“ („Introduction“), in der er auf den Titel der Anthologie eingeht, außerdem versah er den letzten Beitrag mit der Überschrift „Schluss“ („Conclusion“). Die äußere Geschlossenheit ändert jedoch nichts daran, dass die Verbindung der Artikel eher lose ist. Bhabhas Textanalysen liegen im Schnittfeld zwischen literaturwissenschaftlicher Komparatistik und allgemeiner Kulturtheorie. Sie sind vom Postkolonialismus (F. ▶ Fanon, S. Hall, E. ▶ Said)

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH P. Langemeyer (*)

und vom Poststrukturalismus (M. ▶ Foucault, J. ▶ Derrida, J. ▶ Lacan, R. ▶ Barthes) beeinflusst, deren Kritik an den abendländischen Denkformen (Binarität, Linearität) er teilt. Wichtige Impulse gingen auch von der Psychoanalyse S. ▶ Freuds und der Kritischen Theorie aus (W. ▶ Benjamin, J. ▶ Habermas). Die Fallstudien, die sich u. a. literarischen Texten von J. ▶ Conrad, T. ▶ Morrison und S. ▶ Rushdie widmen, befassen sich teils mit den Beziehungen zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten unter der britischen Herrschaft in Indien, teils mit den postkolonialen Verhältnissen im zeitgenössischen Großbritannien. Die Beziehung zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten bzw. das Verhältnis von kultureller Majorität und (migrantischer) Minorität im Zeitalter der Globalisierung ist für Bhabha kein starrer Dualismus, sondern eine Dynamik, die die Fremd- und Selbstbilder der beteiligten Individuen „verflüssigt“ und einen Identitätswechsel ermöglicht. Für die wissenschaftliche Analyse bzw. den praktischen Umgang mit dieser Konstellation hat Bhabha verschiedene, eng miteinander verbundene Leitbegriffe und Denkfiguren entwickelt. Bhabha zufolge ist die Identität des (post)kolonialen Individuums durch „Hybridität“ („hybridity“) charakterisiert, d. h. durch eine Vermischung verschiedener ethnischer und kultureller Positionen. Der Autor grenzt sich damit von Kulturmodellen ab, die auf Homogenität (wie der Kolonialismus) oder Heterogenität (wie der Multikulturalismus) setzen. Beiden Modellen wirft er ein essentialisti-

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2021 H. L. Arnold (Hrsg.), Kindlers Literatur Lexikon (KLL), https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_1586-1

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sches Kulturverständnis vor, das zu Lasten der kulturellen Differenz („difference“) gehe. Eng verbunden mit dem Konzept der Hybridität ist die Denkfigur des „Dritten Raumes“ („third space“), die einen Zwischen- oder „Schwellenraum“ („liminal space“) bezeichnet, der sowohl vom ersten Raum der Herkunftskultur als auch vom zweiten Raum der Kolonialmacht unterschieden ist und in dem die Angehöri