Das Feld der Macht: Forschungspraktische, methodologische und epistemologische Implikationen

Ausgangspunkt des vorliegenden Bandes war die Feststellung, dass das Feld der Macht einen der zentralen Begriffe der Soziologie Bourdieus darstellt, der in der bisherigen Rezeption jedoch eigentümlich unterbelichtet geblieben ist. Wir haben das Konzept da

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REPORT


Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 C. Schneickert et al., Das Feld der Macht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31930-4_6

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Andreas Schmitz, Daniel Witte & Christian Schneickert

theoretischen Zusammenhängen oder in der Transnationalisierungs- bzw. Globalisierungsforschung mit Begriffen und Theoremen Bourdieus gearbeitet wird, bleibt das Feld der Macht in der Regel unberücksichtigt. Diese Spaltungen zu überwinden, die vielfältigen ungenutzten Potenziale des Feldes der Macht aufzuzeigen und dabei zu seiner Systematisierung sowie letztlich auch der Integration unterschiedlicher Forschungsperspektiven beizutragen, war die Aufgabe des vorliegenden Buches. Im Folgenden fassen wir daher die zentralen Beiträge des Konzeptes zu den drei genannten analytischen Perspektiven noch einmal zusammen und markieren die wechselseitigen Bezüge, die sich vor diesem Hintergrund für die jeweiligen Forschungsrichtungen ergeben. Abschließend skizzieren wir einige grundlegende methodologische und methodische Überlegungen, mit denen das Feld der Macht als Schlüsselkonzept für empirische Forschungsvorhaben in diesen Bereichen positioniert wird. Der Beitrag des Feldes der Macht zur Elitenforschung Im Bereich der Elitenforschung verweist die Perspektive des Feldes der Macht simultan auf Aspekte, die bislang typischerweise von unterschiedlichen Zugängen und theoretischen Schulen verhandelt wurden, welche sich scheinbar unüberwindbar gegenüberstanden (Kapitel 3). Der Vorschlag, Eliten innerhalb eines Machtfeldes zu analysieren, vereinigt die Potenziale dieser verschiedenen Ansätze und umgeht zugleich einige der Probleme und Selbstbeschränkungen sowohl klassischer Elitentheorien als auch der empirischen Elitenforschung. Die Anwendung und Weiterentwicklung des Konzeptes trägt hier insbesondere dazu bei, die beiden wichtigsten theoretischen Ansätze in der Elitenforschung (die funktionalistische und die konflikttheoretische Tradition) zu integrieren. Das Feld der Macht erlaubt es darüber hinaus, einige der vermeintlichen theoretischen Gegensätze der aktuellen Debatten um globale Eliten aufzulösen und so an die Globalisierungsforschung anzuschließen. Darüber hinaus bietet die Kombination der relationalen Konzepte von Feldern und sozialen Räumen mit der geometrischen Datenanalyse (GDA) einen methodischen Zugang, der es beispielsweise erlaubt, Individualdaten von Akteur*innen (z. B. biographische Daten) und aggregierte Strukturdaten (z. B. von Parteien, Unternehmen, Ländern) gemeinsam zu analysieren – eine Forderung, die in der Elitenforschung bereits seit langem erhoben wurde. Im Einzelnen leistet eine solche feldtheoretische, auf das Feld der Macht rekurrierende Elitenforschung somit folgende grundlegende Beitrage (vgl. Schneickert 2015: 141– 145; 2018): Zunächst können Eliten als ausdifferenzierte Feldeliten auf ihre gesellschaftliche Funktion sowie auf ihre feldspezifische Rekrutierung untersucht werden.

Forschungspraktische, methodologische, epistemologische Implikationen

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Dies unterscheidet sich zunächst wenig von der Tra