Die Macht des geschriebenen Wortes
Warum leben wir in Europa eigentlich in Demokratien, deren Verfassung auf dem Prinzip der Gewaltenteilung beruht? Warum wurden in der Französischen Revolution die Forderungen nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zur Kampfparole? Warum spricht die ame
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Die Macht des geschriebenen Wortes 15.1 Bücher verändern die Welt – 208 15.1.1 Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte – 208 15.1.2 Charles Darwin: Vom Ursprung der Arten – 209 15.1.3 Das Kommunistische Manifest – 209
15.2 Tagebücher verändern die Person – 210 15.2.1 Schreiben gegen die Einsamkeit: Anne Frank – 211 15.2.2 Schreiben als Befreiung: Anaïs Nin – 212 15.2.3 Schreiben zur Veränderung: »Freedom Writers« – 213
15.3 Die verändernde Kraft des Schreibens – 215 15.3.1 Die Bibliotherapie – 215 15.3.2 Die Poesietherapie – 216 15.3.3 Länger leben durch Schreiben – 216
Literatur – 217
G. Bensberg, Survivalguide Schreiben, DOI 10.1007/978-3-642-29876-9_15, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
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Kapitel 15 • Die Macht des geschriebenen Wortes
» Länger als Taten lebt das Wort! (Pindar) « 15.1 Bücher verändern die Welt
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Warum leben wir in Europa eigentlich in Demokratien, deren Verfassung auf dem Prinzip der Gewaltenteilung beruht? Warum wurden in der Französischen Revolution die Forderungen nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zur Kampfparole? Warum spricht die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in ihrer Präambel allen Menschen das Recht auf Glück zu? Warum werden Bürgern der Bundesrepublik Deutschland unveräußerliche Grundrechte per Gesetz garantiert? Warum hat man mittlerweile ein EU-weit geltendes Gesetz, nämlich das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), verabschiedet, das es verbietet, Menschen wegen ihres Geschlechts, der Hautfarbe, religiösen Überzeugung usw. zu diskriminieren? Die dahinter stehenden Werthaltungen sind typisch für Europa bzw. den westlichen Kulturkreis, so wie andere ethische Leitlinien wiederum andere Kulturzentren geprägt haben. Man denke z. B. an die Ehrfurcht gläubiger hinduistischer Inder vor der Kuh als einem heiligen Tier, die Europäer nicht nachvollziehen können. Die für Europäer charakteristischen Überzeugungen – dass die Demokratie die beste Staatsform sei, dass weltliche und geistliche Gewalt getrennt sein sollten, dass das Individuum Achtung verdiene usw. – waren nicht zu allen Zeiten in der europäischen Geschichte gleichermaßen präsent. In früheren Jahrhunderten bildete Europa einen Flickenteppich aus Monarchien und Fürstentümern, an deren Spitze absolutistische Regenten standen, die mehr oder weniger despotisch regierten. Es gab große Unterschiede zwischen den sozialen Schichten. So mussten viele Bauern als Leibeigene ein armseliges Leben fristen, während die Angehörigen des Adels bereits kraft ihrer Geburt in vielerlei Hinsicht privilegiert waren. Durch eine tiefgreifende, allmählich einsetzende Veränderung des Denkens, die schließlich in Proteste und Revolutionen mündete, wandelten sich diese Zustände. Die sich herauskristallisierende neue Ethik aber wurde von Philosophen und
Schriftstellern, die ihre Ideen schreibend niederlegten, ins Volk getragen und nach der Erfindung des Buchdrucks weit verbreitet. Viele dieser Vordenker hatten aufgrund ihrer damals revolutionären Einstellungen unter Verfolgung zu leiden, einzelne starben so
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