Die Narrative der digitalen Transformation
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HAUPTBEITRAG
Die Narrative der digitalen Transformation Der unaufhaltsame Transfer von Dingen, Handlungen und Bedürfnissen in Daten – Worauf sollten wir uns einstellen? Welche Gestaltungsräume bleiben Deutschland und der EU für ein eigenständiges Narrativ? Arno Rolf1 © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020
Zusammenfassung Worauf muss sich die europäische Gesellschaft in der digitalen Transformation einstellen? Welche Gestaltungsräume verbleiben für die Europäische Union angesichts der beiden dominierenden Wettbewerber China und USA? Ihre Narrative werden analysiert. Es wird ein Digitalisierungspfad für die EU unter Berücksichtigung von unvorhersehbaren Ereignissen sowie nutzbarer Regulierungs- und Innovationspotenziale entworfen. Es wird ein Narrativ entwickelt, das auf die Wiedergewinnung der verlorengegangenen europäischen Regulierungshoheit, die Stärken der Ökonomie und eine nachhaltige Pfadentwicklung setzt.
Worauf läuft der Pfad der digitalen Transformation mit seinen Bausteinen und Herausforderungen hinaus? Was steht am Ende der Erzählungen? Mit welchen Metaphern werden sie uns nahegebracht? Worauf sollten wir uns einstellen? Mit der digitalen Transformation verweben sich politische und private Machtinteressen, Deutungskämpfe, Narrative und Metaphern zu einem Digitalisierungspfad. Der Pfad macht Kapitalinteressen, Konflikte, Sieger und Verlierer sichtbar. Die vermeintliche „Nutzungslogik“ stellt sich als eine Erzählung bzw. ein Narrativ heraus, Kämpfe werden ausgetragen, Interessen und Werte sich durchsetzen. Mit diesen Themen setzen sich traditionell die Sozialwissenschaften auseinander. Wünschenswert wäre, dass ihre Erkenntnisse in die Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften und auch in die Informatik einfließen würden. Über die Veränderung wissenschaftlicher Narrative forscht seit Langem die Wissenschaftstheorie, erwähnt seien unter vielen Thomas Kuhns Arbeiten zum Paradigmenwechsel [1] und Ludwig Flecks frühe Überlegungen zur Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher Tatsachen [2]. Im Folgenden wird versucht, aus informationstechnischen Potenzialen, Bausteinen, Herausforderungen, domi Arno Rolf
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Fachbereich Informatik, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
nierenden Erzählungen und Metaphern ein Mosaik zusammenzufügen, das Auskunft geben kann, worauf sich die europäische Gesellschaft und Ökonomie angesichts der digitalen Transformation einstellen sollten und welche Gestaltungsräume verbleiben. Welche Möglichkeiten hat die EU, ein eigenständiges Narrativ zu entwickeln?
Die Verwandlung der Gesellschaft durch Entstofflichung Einige bedeutende wissenschaftliche Arbeiten lassen sich unter die Begriffe Transformation oder Disruption subsumieren, etwa Josef L. Schumpeters „schöpferische Zerstörung“. Der Begriff Transformation taucht 1944 im Titel des Buches von Karl Polanyi „The Great Transformation“ auf [3]. Polanyi beschreibt die Entstehung einer unregulierten liberalen Marktwirtschaft, die die Ökonomie aus gesellschaftlichen Zusamm
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