Ein lange bekanntes Syndrom bei einer neuen Krankheit

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REPORT


Quelle: Steutel NF, Zeeven­ hooven J, Scarpato E. Prevalence of functional gastrointestinal disorders in European infants and toddlers. J Pediatr. 2020;221:107-14

tragen, darunter auch stresshafte Ereignisse in der frühen Lebensphase. Die Daten wurden einer multiplen Regressionsanalyse unterzogen. 24,7% der Säuglinge litten unter rezidivierenden FGID. Die häufigste Funktionsstörung in dieser ­A ltersgruppe waren rezidivierende Regurgitationen mit 13,8%, gefolgt von Koliken mit 4,2% und Obstipation mit 4%. 4,2% hatten mehr als eine und 3,7% mehr als zwei Funktionsstörungen. Insgesamt kamen FGID häufiger bei jungen Säuglingen (p < 0,03) und bei Säuglingen, die mit einer Kuhmilchformula (p < 0,045) ernährt wurden, vor. Die Prävalenzraten waren in allen drei Ländern ungefähr gleich. Von den Kleinkindern hatten 11,3% eine FGID. 9,6% litten unter einer funktionellen Obstipation und 1,5% unter zyklischem Erbrechen. In dieser Altersgruppe lag die Prävalenz­rate in Italien signifikant höher als in den Niederlanden (17,2% vs. 8,7%, p < 0,02), während die Zahlen in Belgien dazwischen ­lagen (14,3%). Intrafamiliäre Konflikte und häusliche ­Gewaltanwendung waren unabhängig vom Land stärker mit einer FGID assoziiert (p < 0,035).

MMW-Kommentar Die Prävalenzen von FGID liegen niedriger als in früheren Studien aus den USA. Dies könnte zum ­einen an der höheren Probandenzahl in der europäischen Studie liegen, zum anderen an der Tatsache,

dass hier die Ärzte und nicht die Eltern die Frage­ bögen ausfüllen. Eltern aggravieren die Beschwerden ihrer Kinder bekanntlich häufig. Die häufigste Störung bei Kindern im Säuglingsalter war eine Regurgitation („Spucken“), die in der Regel durch einen gastroösophagealen Reflux bedingt ist. Da Häufigkeit und Dauer eines Reflux in der Regel im Laufe des 1. Lebensjahrs abnehmen, sinkt damit auch die Prävalenz von FGID. Gleiches gilt für die Dreimonatskoliken, die als Ausdruck einer frühen Regulationsstörung auf die ersten Lebensmonate beschränkt sind. Die Bedeutung der Ernährung mit Kuhmilchformula für FGID ist in der Literatur vielfach beschrieben. Im Kleinkindalter ist die Obstipation das häufigste gastrointestinale Störungen. Für die hohe Prävalenz in Italien im Vergleich zu den anderen Ländern könnten unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten ursächlich sein, letztendlich muss die Diskussion aber spekulativ bleiben. Konflikte und Gewalt in der Familie sind in allen Ländern signifikante Auslöser für FGID im Kleinkindalter. Die Autoren untersuchten auch, ob weitere soziale, sozioökonomische, familiäre oder sonstige Lebensoder Umweltbedingen für die Pathogenese der FGID eine Rolle spielen. Bei Zugrundelegung einer multiplen Regressionsanalyse fanden sich keine weiteren signifikanten Assoziationen.

Ein lange bekanntes Syndrom bei einer neuen Krankheit ließen. Die Frage nach einer Kälteexposition verneinte sie aber entschieden. Da derartige Hautveränderungen auch bei anderen Erkrankungen vorkommen, wurden zahlreiche Untersuchungen be-

© N Engl J Med. 2020;382:2449

Eine 16-jährige Jugendliche stell