Ethische Heraus- forderungen in der Implantologie

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REPORT


FORTBILDU NG

Ethische Herausforderungen in der Implantologie Die Zahl der Implantationen ist in den letzten Jahren nachhaltig gestiegen. Dies konfrontiert jeden Behandelnden auch mit ethischen Problemen wie Zugangs- und Versorgungsgerechtigkeit, Verantwortlichkeiten und Verantwortungsübernahme, Fragen der klinischen Evidenz, von Komplikationen und Spätfolgen sowie potenzieller Über- und Fehltherapie. AUTOREN: PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß, DR. KARIN GROß, DR. TASKIN TUNA, DR. MATHIAS SCHMIDT | AACHEN

LERNZIELE

Nach der Lektüre dieses Fortbildungsbeitrags … - können Sie Beispiele relevanter ethischer Problemfelder der Implantatversorgung benennen. - entwickeln Sie einen Blick für ethische Herausforderungen der Implantatversorgung im Praxisalltag. - sind Sie in der Lage, (potenzielle) ethische Probleme im Arbeitsalltag zu erkennen, zu analysieren und zu diskutie‑ ren. - fällt Ihnen die fallbezogene Lösung klinisch-ethischer Pro‑ bleme leichter.

Schlüsselwörter Der Freie Zahnarzt 11/2020 S. 64–73 · https://doi.org/10.1007/s12614-020-9431-6 © Springer-Medizin Verlag GmbH 2020

DER FREIE ZAHNARZT - November 2020

Zahnimplantation -- Dentale Ethik -- Überbehandlung -Komplikationen -- Vulnerable Bevölkerungsgruppe

© Feng Yu / stock.adobe.com

ZUSAMMENFASSUNG

In der Zahn‑, Mund- und Kieferheilkunde sind Implantate längst unentbehrlich geworden. Die dentale Implantologie hat dazu beigetragen, dass die vollständige „Zahnlosigkeit“ selte‑ ner bzw. später auftritt. Zugleich hat sie die therapeutischen Möglichkeiten deutlich erweitert und vielfach auch verein‑ facht. Dentale Implantate liefern häufig günstige funktionelle Ergebnisse für eine wachsende Zahl von Patienten. Darüber hinaus verbessern sie oft Ästhetik und Phonetik und stärken so das Selbstvertrauen der Betroffenen. Wie jede therapeuti‑ sche Option haben sie jedoch ihre Grenzen und bergen Fall‑ stricke – Aspekte, die im vorliegenden Beitrag einer ethischen Analyse unterzogen werden. Deren Ergebnisse machen deut‑ lich, dass vulnerablen (z. B. schwerkranken, betagten oder eingeschränkten) Patienten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Auch sie profitieren potenziell von einer Implantatbehandlung, wobei hier jedoch Planungs- und Nachsorgeaspekte von spezifischer Bedeutung sind.

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FORTBILDU NG

EINLEITUNG

Keine Teildisziplin der Zahn‑, Mund- und Kieferheilkunde hat in den vergangenen Jahrzehnten einen ähnlichen Auf‑ schwung genommen wie die Implantologie [1]. Die klinischen Ergebnisse in diesem Fachbereich haben sich substanziell ver‑ bessert – nicht zuletzt dank operativer, werkstoffkundlicher und instrumenteller Fortschritte. Das Indikationsspektrum wurde sukzessive erweitert und die Behandlungsoptionen, z. B. Sofortversorgung, minimal-invasive und lappenlose Chi‑ rurgie, Miniimplantate, haben deutlich zugenommen. Beide Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Zahl der Patien‑ ten und der Implantationen nachhaltig angestiegen ist: Lag die Anzahl der gesetzten Implantate um die Jahrtausend‑ wende in Deutschland noch bei ca. 380.000, so betrug