Evozierte Potenziale - noch up to date?

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REPORT


Fortbildung

Multiple Sklerose messen Die Schädigung der Myelinscheiden und der Axone bei der Multiplen Sklerose führt zu heterogenen neurologischen Defiziten. Die Krankheit kann durch eine individuell optimierte Therapie gebremst werden, muss dazu aber zunächst messbar gemacht werden. Zur Krankheitserfassung im klinischen Alltag gibt es verschiedene Ansätze, die in einer Serie von 14 Artikeln vorgestellt werden.

Teil 7 – Elektrophysiologische Untersuchungen bei Multipler Sklerose

Evozierte Potenziale – noch up to date? Annika Saak, Tjalf Ziemssen, Dresden

I

m Rahmen des „Multiple-SkleroseMessens“ hat aufgrund der angestrebten No Evidence of Disease Activity (NEDA) die Detektion klinisch stummer Läsionen eine große Bedeutung. Beispielhaft seien die visuell evozierten Potenziale (VEP) zur Detektion von subklinischen Optikusneuritiden erwähnt, da sie bei 40 % der Patienten mit MS (Multipler Sklerose) – trotz fehlender klinischer Symptome – eine akute oder abgelaufene Neuritis nervi optici detektieren können [1] und diesbezüglich eine höhere Sensitivität als ein MRT (Mag­ netresonanztomografie) aufweisen. Obgleich ein MRT des Schädels ebenfalls klinisch stumme Läsionen offenbaren kann, ist es bildgebend nicht immer zweifelsfrei möglich, zwischen einer demyelinisierenden und einer unspezifischen Läsion zu unterscheiden. Mit Einführung der evozierten Potenziale in den 1970er-­Jahren wurden Läsionen als demyeli­ nisierend klassifizierbar, wo-

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durch der Einsatz elektrophysiologischer Untersuchungen in der Frühdiagnostik der MS begründet war [2]. Es kann zum einen eine Reizung in der Peripherie mit zen­traler Ableitung durchgeführt werden, was die afferenten Systeme untersucht, zum anderen eine zentrale Reizung mit peripherer Ableitung zur Beurteilung der efferenten Systeme erfolgen. In der Erstdiagnostik der MS und zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen führen wir am MS-Zentrum Dresden bei allen Patienten mit Verdacht auf MS als Basisprogramm eine Ableitung der evozierten Potenziale (EP) durch. Hierzu zählen die Ableitung der VEP, der somatosensibel evozierten Potenziale (SEP) und der motorisch evozierten Potenziale (MEP), entsprechend den gängigen Empfehlungen [3]. Diese drei Potenzialableitungen gehören, zusammen mit den auditorisch evozierten Potenzialen, zu den „stimulus-related“

evozierten Potenzialen, die stereotypen Stimuli mit einer kurzen Latenz folgen. Der Stimulus sollte hierbei kurz andauernd, reproduzierbar und mit kontrollierter Intensität ausgelöst werden; außerdem sollten zur besseren Reproduzierbarkeit mindestens zwei Eingangskanäle gewählt werden. Diese Vorgehensweise basiert auf den Empfehlungen der International Federation of Clinical Neurophysiology (IFCN) [4]. Prinzipiell kann durch die Ableitung von EP eine Objektivierung von Visusstörungen oder Parästhesien, eine Zuordnung sensibler Ausfälle zum peripheren oder zentralen Nervensystem und eine Klassifizierung von Läsionen (demyelinisierend oder axonal) stattfinden. Darüber hinaus kann durch die elektrophysiologische Untersuchung eine pro