Fatale Zweitmeinung
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WAS MMW-LESER ERLEBEN © A. Klementiev/Fotolia
Ärztliche Erfahrung beschränkt sich nicht auf medizinisches Fachwissen. Sie entsteht auch aus den mehr oder minder alltäglichen, heiter, ärgerlich oder nachdenklich stimmenden Erlebnissen mit Patienten, Kollegen und Mitarbeitern. Senden Sie uns Ihre Geschichte an: [email protected]. Für jeden veröffentlichten Text erhalten Sie bis zu 100 Euro. Folge 107
In der Praxis sind sie auch schon
Originalzitate aus meiner Praxis
© Eisenhans / fotolia.com
„Nur zur Besichtigung“
be die Anamnese, untersuche sie, gebe vor der Ausstellung einer AU die Diagnose ein und sage halblaut vor mich hin: „Einen Moment, ich muss die Diagnose eben noch verschlüsseln.“ Ungläubige Rückfrage der Patientin: „Wegen der NSA???“
Arzt: „Was ist Ihr Problem?“ Patient: „Herr Doktor, ich komme nur zur Besichtigung.“ (50-jähriger Angestellter)
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„Ich habe Fußschmerzen durch unsachgemäßes Klavierspiel.“ (26-jähriger Musikstudent)
Fatale Zweitmeinung
„Ist das nicht der Herzkranz, ich hab da so ein kringliges Gefühl?“ (63-jährige Hausfrau) Arzt: „Blutet er?“ Anruferin: „Nein, er schnarcht, und ein Bier hat er auch getrunken.“ (Anruferin in der Notdienstzentrale) „Im üblichen Nervositätsrahmen habe ich kein Beschwerden mehr.“ (44-jähriger Musiklehrer am Gymnasium) „Mir ist so schwindlig; ich habe heute den Blutdruck in der Apotheke messen lassen, das waren 220; kommt das vom Wetter?“ (70-jährige Renterin)
Dr. med. Wolfgang Isele, Hamburg ■
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Eine 25-jährige Patientin kommt mit einer akuten Erkältung in die Praxis. Ich erhe-
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Es ist bei Patienten allgemein üblich, sich in medizinischen Fragen eine zweite oder dritte Meinung einzuholen. Leider rangiert dabei die Empfehlung des Hausarztes zumeist in zweiter Garnitur. Das nagt bisweilen am Image des um das Wohl seines Patienten bemühten Leibarztes, hat aber auch bisweilen katastrophale Folgen für den ratsuchenden Kranken selbst. Um einen solchen Fall handelte es sich vor einigen Jahren bei einem meiner Patienten. Eine Frau mittleren Alters suchte mich damals wegen klimakterischer Beschwerden auf und wollte hormonell substituiert werden. Da bei der Patientin vor Jahren eine Mammaamputatio wegen Krebs durchgeführt worden war und sie außerdem noch unter erheblichen Krampfadern litt, hatte ich ihr Anliegen abgelehnt und die absolute Kontraindikation gegen eine hormonelle Substitution sorgfältig dargelegt. Dennoch ließ sich die von klimakterischen Beschwerden geplagte Patientin nicht von ihrem Vorhaben abbringen und wollte meine Weigerung für das Ausstellen eines Hormonpräparates schriftlich haben.
Dr. med. Michaela Rieke, Düsseldorf ■
Eine Woche später präsentierte mir die Patientin ein Schreiben ihres behandelnden Professors der Fachrichtung Gynäkologie, in dem dieser eine hormonelle Substitution befürwortete, da die Zeit für die Wahrscheinlichkeit eines Mamma-Ca.-Rezidivs längst überschritten und somit nicht mehr relevant wäre. Kopfschüttelnd erklärte ich der Patientin, dass ich dennoch nicht bereit wäre ihr das Rezept auszustellen und
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