Gebrauchstauglichkeit, Akzeptanz und Nutzungserlebnis von mHealth-Anwendungen
Sollen mobile computerbasierte Lösungen von chronisch kranken Patienten langfristig und mit Überzeugung genutzt werden, müssen neben vorrangig technischen Aspekten wie Sicherheit und Zuverlässigkeit auch und gerade die Praxis- und Alltagstauglichkeit der
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Tilo Mentler und Jannick Scherf
14.1 Einleitung Computerbasierte Lösungen im und für das Gesundheitswesen werden Stand 2019 seit über 40 Jahren erforscht, entwickelt, erprobt und etabliert – zunächst in stationären, zunehmend in (am Körper) tragbaren Formen (z. B. Tablet-PCs, Smartglasses und Smartwatches). Neben vorrangig technischen Aspekten, wie z. B. der Sicherheit und Zuverlässigkeit, stellen dabei die Praxis- und Alltagstauglichkeit der Anwendungen sowie die Akzeptanz durch die Nutzenden und andere involvierte Personengruppen (z. B. Angehörige und Fachkräfte) besondere Herausforderungen dar. Friedman und Gustafson stellten hierzu schon 1977 fest: „We have not successfully accomplished the patient-computer interaction […]“. Aktuellere Studien und Veröffentlichungen (z. B. Nielsen 2005; Backhaus 2010; Cantrill 2010; Shneiderman 2011) deuten darauf hin, dass diese Aussage mit Blick auf computerbasierte Lösungen im Gesundheitswesen insgesamt noch immer gültig ist. Aus der beständigen Wiederkehr von Herausforderungen in der Gestaltung der von Friedman und Gustafson angesprochenen Schnittstelle zwischen Mensch und Technik (Benutzungsschnittstelle) lässt sich zunächst ableiten, dass diese nicht (allein) durch „technischen Fortschritt“ hinsichtlich der Endgeräte und Infrastruktur gelöst wurden bzw. gelöst werden konnten. Weiterhin können und dürfen sie nicht als Einzel- oder Zufälle abgestempelt werden, sondern müssen als grundlegende Problemstellung bei der T. Mentler (*) Hochschule Trier, Trier, Deutschland E-Mail: [email protected] J. Scherf Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland E-Mail: [email protected] © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 M. A. Pfannstiel et al. (Hrsg.), mHealth-Anwendungen für chronisch Kranke, https://doi.org/10.1007/978-3-658-29133-4_14
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T. Mentler und J. Scherf
Gestaltung interaktiver Systeme aufgefasst werden. Ihr gilt es während der Entwicklung systematisch zu begegnen. Diese An- und Aufforderung ist umso bedeutender, da die Benutzungsschnittstelle aus Sicht der Nutzenden das eigentliche System darstellt (Norman 1986; Raskin 2000). Implementierungsdetails anderer Schichten einer Softwarearchitektur (z. B. Geschäftslogik, Datenzugriff) können sich zwar unmittelbar auf die Nutzenden auswirken, sind jedoch für ihre überwiegende Mehrzahl, selbst mit Zugriffsmöglichkeiten auf den Quelltext, nicht nachvollziehbar. Die Benutzungsschnittstelle eines interaktiven Systems steht bestenfalls als „notwendiges Übel“, schlimmstenfalls als „unüberwindbares Hindernis“ (vgl. van Dam 1997) zwischen den Bedürfnissen und Zielen der Nutzenden und der Erfüllung bzw. Erreichung. Die Gestaltung der jeweiligen Benutzungsschnittstellen wird maßgeblich über langfristige Akzeptanz sowie effiziente und sichere Nutzung von mobilen Anwendungssystemen im Gesundheitswesen durch einen möglichst hohen Anteil der potenziellen Nutzerinnen und Nutzern (mit-)entscheiden. Nachfolgend werden zunächst die für das weitere Verständnis des Kapitels relevant
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