Hautpflege im Viktorianischen Zeitalter
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Tödliche Schönheit
Hautpflege im Viktorianischen Zeitalter Ja blasser, desto schöner: Im 19. Jahrhundert brachten fragwürdige ästhetische Ideale so manch eine Frau dazu, sich mit gewissen „Pflegeprodukten“ zu vergiften.
I
n den 1990er-Jahren verkörperte Kate Moss das Ideal des „Heroin Chic“: bleich, ausgezehrt, ins Androgyne spielend. So umstritten dieses Schönheitsideal damals auch war – neu war es nicht. Bereits im England der Viktorianischen Zeit wurden leichenblasse, filigrane Frauen als Inbegriff der Schönheit
gefeiert. Die sprichwörtliche „noble Blässe“ sollte suggerieren, dass deren Trägerinnen körperliche Arbeit unter der Sonne nicht nötig hatten. Das ästhetische Ideal orientierte sich dabei am Erscheinungsbild von durch Schwind sucht oder Tuberkulose – beides häufige Krankheiten während des Viktorianischen Zeitalters – Gezeichneten, an Gestalten, die dem Tod näher standen als dem Leben. Der hellste und schönste Teint wurde Menschen im frühen Stadium der Schwindsucht zugeschrieben. Sogar das mit der Tuberkulose einhergehende Blutspucken galt als reinigend: Laut einem Ratgeber mit dem Titel „Ugly-Girl Papers“ würden mit dem Blut alle Unreinheiten aus dem Körper entfernt, was einen klaren Teint zur Folge habe. Und so konnte die Blässe für den damaligen Zeitgeist gar nicht zu extrem sein: Gesichter, in denen die Adern unter der Haut zu erkennen waren, ja selbst schwach oder kränklich wirkende Erscheinungen galten als attraktiv, solange sie nur hellhäutig waren.
© duncan1890 / Getty Images / iStock
Giftige Pflegeprodukte sorgten für Lebensgefahr
Noble Blässe: Für einen hellen Teint gingen Frauen im Viktorianischen Zeitalter so manches Risiko ein.
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Lidschatten, Lippenstift oder andere farbige Schminkprodukte erachtete Königin Victoria allerdings als „vulgär“, bemalte Gesichter wurden mit Prostituierten assoziiert. So konzentrierten sich viele Frauen hinfort auf das Erzielen eines möglichst makellosen Teints: Blasse, durchscheinende Haut sollte Reinheit, Unschuld und Vornehmheit suggerieren.
Bei dem Versuch, das gewünschte Aussehen zu erzielen, riskierten Frauen nicht selten ihr Leben. Kein Mittel war zu giftig oder zu gefährlich. So wurde etwa über Nacht Opium auf das Gesicht aufgetragen. Für die morgendliche Behandlung empfahlen die „Ugly-Girl Papers“, das Gesicht mit Ammoniak zu waschen – dies habe den positiven Nebeneffekt, dass ungewünschte Körperbehaarung entfernt werde. Großer Beliebtheit erfreute sich auch die französische Gesichtscreme Tho-Radia, welche den Teint mithilfe beträchtlicher Mengen an Radium aufhellen sollte. Bleihaltige „Hautpflege“-Produkte waren bereits etabliert und fanden während des Viktorianischen Zeitalters immer reißenderen Absatz. Nicht nur das Gesicht, sondern jeder Quadratzentimeter freiliegender Haut wurde damit bedeckt. Da die Haut durch jeden Kontakt weiter in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste mehr und mehr von der Paste aufgetragen werden, um die Verunstaltungen zu „übertünchen“. Nachdem die Creme auf dem Gesicht getrocknet war, durfte die Person nach Möglich
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