Infektionen in der Shuntchirurgie
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K. Neckerauer · S. Tahanovich · T. Karl
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Infektionen in der Shuntchirurgie
SLK-Klinikum am Plattenwald, Bad Friedrichshall, Deutschland
Unterschätzte Gefahr und chirurgische Herausforderung Infektionen des Hämodialysezugangs sind, nach der Thrombose, die zweithäufigste Komplikation des Hämodialysezugangs und stellen wegen der weitreichenden systemischen (Sepsis, Endokarditis) und lokalen Konsequenzen (drohender Verlust des Dialysezugangs) eine Herausforderung im klinischen Alltag dar. Das Therapieregime muss zwischen der Infektion nativer Fisteln und Gefäßersatzshunts differenzieren. Die Infektion von Vorhofkathetern nimmt eine Sonderstellung ein, da sie die häufigste Komplikation des Katheters ist. Eine umfassende klinische, bildgebende und mikrobiologische Diagnostik ist genauso Vorbedingung einer differenzierten konservativen oder chirurgischen Therapie wie die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Chirurgen, Nephrologen und Mikrobiologen/ Hygienefachärzten. Die Infektion ist die zweithäufigste Komplikation des Hämodialysezugangs nach der Thrombose/Stenose [2, 16] und führt häufig zu einer stationären Behandlung mit den daraus resultierenden Kosten und erhöht die Mortalität der betroffenen Patienten relevant [13, 17]. Nach kardiovaskulären Erkrankungen (22 %) führen zugangsassoziierte Infektionen in bis zu 17 % zum Tod. Wichtigste Komplikationen der Infektion des Hämodialysezugangs sind die Sepsis (SIRS) [2, 6, 11], die bakterielle Endokarditis [5] und die Spondylodiszitis [5]. Unter den Hämodialysezugängen ist die native Fistel (AVF) mit 0,95/100 Pati-
entenmonaten der am wenigsten von Infektionen betroffene Zugang, gefolgt vom arteriovenösen Graft (AVG) mit 1,6/100 Patientenmonaten und dem getunnelten Vorhofkatheter (VHK) mit 12,6/100 Patientenmonaten [9]. Der am stärksten von Infektionen betroffene Hämodialysezugang ist der temporäre, nicht getunnelte Dialysekatheter (z. B. Shaldonkatheter) mit 42,85/100 Patientenmonaten [9].
Zugangsassoziierte »Infektionen führen in bis zu 17 % der Fälle zum Tod Bezogen auf die Dialyseanzahl findet sich für native Fisteln ein Infektionsrisiko von 0,2/1000 Dialysen [12], für Grafts von 2,5/1000 Dialysen, für getunnelte Vorhofkatheter von 15,5/1000 Dialysen und für nicht getunnelte, passagere Katheter von 22,5/1000 Dialysen [13]. In der mikrobiologischen Aufarbeitung von Abstrichen, Prothesenanteilen oder Katheteranteilen finden sich meist Keime aus dem grampositiven Spektrum (S. aureus, S. epidermidis, Streptokokken und seltener auch Enterococcus faecalis), gramnegative Keime (P. aeruginosa, Serratia marcescens) sind deutlich seltener. S. aureus ist mit bis zu 50 % der weitaus häufigste Verursacher von Dialysezugangsinfektionen [4, 8, 9, 11, 17]. Die Pathogenese der Infektion des Hämodialysezugangs ist multifaktoriell. Alle End-stage-renal-disease- (ESRD-)Patienten sind bedingt durch die Grundkrankheit immunsupprimiert und somit stark anfällig für Infektionen und die Besiedelung mit Keimen. So findet sich
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