Konflikte in Organisationen
Soziale Konflikte bezeichnen das Erleben einer Unvereinbarkeit der Überzeugungen oder Interessen mindestens zweier Parteien und sämtliche Aktivitäten der Parteien, die sich aus der erlebten Unvereinbarkeit ergeben. Deskriptive Ansätze der Konfliktforschun
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Konflikte in Organisationen Marc Solga
9.1
Deskriptive Ansätze – 120
9.1.1 9.1.2
Konfliktgegenstände – 120 Konfliktverhalten – 121
9.2
Erklärende Ansätze – 122
9.2.1 9.2.2
Konfliktverlauf – 123
9.3
Präskriptive Ansätze – 129
Konfliktfolgen – 126
Literatur – 131
F. W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper, Arbeits- und Organisationspsychologie, Springer-Lehrbuch, DOI 10.1007/978-3-642-41130-4_9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
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Kapitel 9 • Konflikte in Organisationen
Konflikte entstehen, wenn Menschen mit gegensätzlichen Überzeugungen oder Interessen aufeinander treffen und sich wenigstens einer der Beteiligten durch diese Gegensätzlichkeit gestört, provoziert oder blockiert fühlt. Der Begriff des sozialen Konflikts umfasst das aversive Erleben von Unvereinbarkeit und alle Aktivitäten der beteiligten Parteien, die sich aus der erlebten Unvereinbarkeit ergeben (De Dreu & Gelfand, 2008; Van de Vliert, 1997). Dieser Begriff stellt das subjektive Erleben, nicht aber das offene Verhalten in den Mittelpunkt. So ist es möglich, unterschiedliche Formen der Konfliktaustragung oder Konfliktbewältigung zu betrachten – z. B. Konfrontation, Rückzug und Vermeidung, konstruktives Problemlösen – und hinsichtlich ihrer Entstehungs- bzw. Verlaufsbedingungen und Auswirkungen zu vergleichen. Nicht immer werden Konflikte offen und feindselig ausgetragen. De Dreu (2011) hebt den Aspekt der Deprivation hervor: Konflikten liegt das Erleben von Verlust oder Entbehrung zugrunde – eine wichtige Ressource (Geld, Güter, Status, Einfluss, Respekt etc.) geht verloren oder wird vorenthalten. Für den Verlust bzw. die Entbehrung wird eine andere Partei, der Konfliktgegner, verantwortlich gemacht. Raver und Barling (2008) grenzen den Konfliktbegriff gegen andere Konzepte ab, die sich auf destruktives Verhalten in Organisationen beziehen (kontraproduktives und deviantes Verhalten, Aggression am Arbeitsplatz etc.). Im Gegensatz zu diesen beinhaltet der Konfliktbegriff weder notwendig die Absicht eines Beteiligten, andere zu schädigen, noch notwendig das Eintreten negativer Wirkungen (als Folgen des Konflikts). Beides kann bei Konflikten eine Rolle spielen, gehört aber nicht zum konzeptuellen Kern des Begriffs. Im Arbeits- und Organisationsleben sind Konflikte alltäglich. Die Unterschiedlichkeit der Temperamente, Überzeugungen, Kompetenzen usw. führt in Verbindung mit der Notwendigkeit, zu kooperieren, sich abzustimmen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen, ganz notwendig zu Spannungen (Jaffee, 2008). Der gleichzeitige Wettbewerb um Anerkennung, Vergütung, Positionen etc. verschärft die Situation und lässt Spannungen zu manifesten Konflikten eskalieren. Van de Vliert und Janssen (2001) unterscheiden drei wissenschaftliche Perspektiven auf soziale Konflikte: Deskriptive Ansätze versuchen, ihre Erscheinungsformen systematisierend zu beschreiben. Erklärende Ansätze untersuchen die Entstehungs- und Verlaufsbedingungen und ferner die Auswirkungen sozialer Konflikt
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