(Kunst)Fehler in der Psychotherapie

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REPORT


ominique Frenzl1 · Romina Gawlytta1 · Andrea Schleu2 · Bernhard Strauß1 1

Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland 2 Ethikverein e. V. Ethik in der Psychotherapie, Essen, Deutschland

(Kunst)Fehler in der Psychotherapie Pilotstudie zur Erfassung von Fehlhandlungen in der Psychotherapie aus TherapeutInnensicht

Zusatzmaterial online Die Online-Version dieses Beitrags (https:// doi.org/10.1007/s00278-020-00462-6) enthält Zusatzmaterial zur Häufigkeit des Auftretens einzelner (Kunst)Fehler aus TherapeutInnensicht. Beitrag und Zusatzmaterial stehen Ihnen auf www. springermedizin.de zur Verfügung. Bitte geben Sie dort den Beitragstitel in die Suche ein, das Zusatzmaterial finden Sie beim Beitrag unter „Ergänzende Inhalte“.

Bei der Betrachtung negativer Therapiewirkungen (also unerwünschter Ereignisse, die im direkten Zusammenhang mit der Therapie stehen) ist zu unterscheiden, ob diese die Folge einer korrekt durchgeführten Therapie sind – in dem Fall spricht man von Nebenwirkungen im engeren Sinne – oder durch eine unsachgemäß durchgeführte Therapie zustande kommen (sog. Kunstfehlerfolgen; Hoffmann et al. 2008; Linden et al. 2018). Diese Differenzierung ist von entscheidender Bedeutung, da unsachgemäß durchgeführte Therapien in erster Linie auf das Verhalten der TherapeutInnen zurückzuführen sind und somit keine NebenwirDie Autoren widmen diese Arbeit dem Andenken an Horst Kächele (1944–2020), der sich vehement fürdie EntwicklungeinerFehlerkultur in der Psychotherapie eingesetzt hat. Dominique Frenzl und Romina Gawlytta teilen sich die Erstautorenschaft.

kung der Psychotherapie nach den gängigen Definitionen darstellen.

Einleitung Insbesondere die Psychotherapienebenwirkungen haben in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erfahren (Abeling et al. 2018; Bieda et al. 2018; Brakemeier et al. 2018; Linden und Strauß 2018; Strauß und Linden 2018). Im Bereich der Kunstfehler und Kunstfehlerfolgen beschränken sich die empirischen Arbeiten fast ausschließlich auf extreme Vorfälle wie sexuellen Missbrauch (z. B. Eichenberg et al. 2009; Schleu 2014; Vogt et al. 1999). Die Bandbreite möglicher Fehler, die im Rahmen einer Therapie auftreten können, ist jedoch sehr viel größer, und auch weniger drastische Ereignisse können negative Folgen für PatientInnen haben (Schleu 2019) oder im Sinne des „slippery slope“ ein Hinweis auf ein Abrutschen in den Missbrauch sein (Kontny et al. 2019; Simon 1989; Stuhler et al. 2019). Bisher ist in Ermangelung repräsentativer Studien und geeigneter Messinstrumente unklar, wie häufig, in welcher Form und mit welchen Auswirkungen (Kunst-)Fehler in der Psychotherapie tatsächlich auftreten. Im Folgenden werden die Begriffe (Kunst)Fehler, Fehlhandlungen, Behandlungsfehler, Therapiefehler oder therapeutisches Fehlverhalten synonym verwendet.

Verschiedene Arten von Fehlern Ein Kunstfehler kann verstanden werden als „die Gesundheitsschädigung eines Patienten aus Mangel an gehöriger Aufmerksamkeit oder Vorsicht und zuwider allgemein a