Macht in Paarbeziehungen

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REPORT


Macht in Paarbeziehungen Hans-Werner Bierhoff

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Agnew, Christopher R., und Jennifer J. Harman (Hrsg.): Power in close relationships. Advances in Personal Relationships. Cambridge: Cambridge University Press 2019. 282 Seiten. ISBN: 978-1-107-192611-4. Preis: £ 85,–.

Die vorliegende Edition besteht aus zwölf Kapiteln, in denen „Macht“ in engen Beziehungen zum Thema gemacht wird. Die Mehrzahl der Autorinnen und Autoren arbeitet an psychologischen Instituten in den USA. Das implizite Thema vieler Kapitel ist der Konflikt in engen Beziehungen, wie er auf unterschiedlichen Ebenen der Betrachtung auftritt. Denn Machtstrukturen lassen sich nach Harman, Stewart, Keneski und Agnew auf der Ebene des Individuums, der Institution und der Gesellschaft verorten (entsprechend Makro-, Meso- und Mikro-Ebene). Im Folgenden kann aus Raumgründen nur eine Auswahl der Kapitel explizit angesprochen werden. Macht wird in der Tradition der Austauschtheorie von den meisten Autorinnen und Autoren darauf zurückgeführt, dass in sozialen Beziehungen Abhängigkeiten entstehen. Das bedeutet, dass Abhängigkeit in ein Dilemma des Machtverlusts führen kann. Hingegen beruht eine Symmetrie der Macht in einer Zweierbeziehung auf einer Symmetrie der Abhängigkeiten. Mit Verweis auf Keltner, Gruenfeld und Anderson (2003) werden in verschiedenen Kapiteln typische Unterschiede zwischen dem Handeln von Mächtigen und Machtlosen herausgestellt: 

Machtinhaber sind durch Annäherungsmotivation gekennzeichnet. Sie nutzen die vorhandenen Gelegenheitsstrukturen, verfügen über eine relative Freiheit des Handelns, verwenden viele Stereotype und sind durch Neigung zu Überheblichkeit gekennzeichnet.

H.-W. Bierhoff () Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum Universitätsstraße 150, 44801 Bochum, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

H.-W. Bierhoff 

Machtlose sind durch soziale Hemmung charakterisiert. Ihnen fehlt die Eigeninitiative, stattdessen zeigen sie Misstrauen, Vorsicht und Verunsicherung.

Einfluss dient der Realisierung von Macht und beruht auf verschiedenen Taktiken, deren Auswahl mit der jeweiligen Machtbasis zusammenhängt. Die Machtbasis in sozialen Systemen enthält mehrere Varianten, wie legitime Macht, Belohnungsmacht, Macht durch Zwang und Expertenmacht. Belohnungsmacht ist beispielsweise eher mit dem Versprechen positiver Konsequenzen als Einflussmethode verbunden, während Macht durch Zwang typischerweise auf Drohungen zurückgreift. Machtstrukturen lassen sich auf der Basis der Evolutionstheorie erklären, wobei Geschlechtsunterschiede in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. In diesem Sinne weisen Zeigler-Hill und McCabe darauf hin, dass Männer bei hohem Status im Vergleich zu niedrigem Status in der Regel mehr Gelegenheit haben, Partnerinnen kennenzulernen, und dass Frauen sich eher Männer mit hohem als mit niedrigem Status als Partner auswählen. Status lässt sich wiederum auf die Verfügung über Machtbasen zurückführen. Ihre Verwendung wird nach dominanzbasiert