Patrick Schuchter (2016) Sich einen Begriff vom Leiden Anderer machen. Eine Praktische Philosophie der Sorge (Bioethik/M
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Patrick Schuchter (2016) Sich einen Begriff vom Leiden Anderer machen. Eine Praktische Philosophie der Sorge (Bioethik/Medizinethik Bd. 2) transcript, Bielefeld, 390 Seiten, 39,99 C, ISBN 978-3-8376-3549-2 Lea Chilian
© Der/die Autor(en) 2020
Patrick Schuchter, Philosoph, Gesundheitswissenschaftler und Krankenpfleger, hat mit seiner philosophischen Dissertationsschrift einen Beitrag zur Diskussion einer Ethik der Sorge vorgelegt. Indem er sich nicht der verbreiteten Gewohnheit anschließt, von „Care“ zu sprechen, sondern bewusst den Begriff der Sorge wählt, setzt er einen eigenen Akzent. Den Begriff der Sorge versteht er als den fundamentaleren und philosophisch relevanteren. Der Care-Begriff eigene sich lediglich zur Kritik, nicht aber zur Fundierung einer Ethik. Schuchter hingegen will zeigen, dass „Sorgen tatsächlich die begründende Instanz für Ethik und Moral ausmacht“ und es (wieder) ermögliche, Ethik als Theorie der Lebenskunst zu begreifen (S. 276). Der Autor konzentriert sich auf den Bereich der professionellen Sorge/Pflege im Gesundheitswesen, vornehmlich im Krankenhaus. Dabei wählt er einen unkonventionellen Zugang und entwickelt philosophiegeschichtlich vorgehend eine Kritik der CareEthik und der Ethikpraxis im Krankenhaus. Auch im allgemeinen Sprachgebrauch bleibt Schuchter unverkrampft und bemüht sich um inklusive Formulierungen – beispielsweise verwendet er für „man“ häufig auch „frau“. Schon der Titel kann irritieren: „Sich einen Begriff vom Leiden Anderer“ zu machen, wirkt auf den ersten Blick distanziert und lässt eine abstrakte Herangehensweise vermuten, wo die Praxis doch von Nähe und Intimität bestimmt ist. Jedoch greift der Autor auf eine historisch gereifte Variante der Wendung „sich einen Begriff machen“ zurück, indem er sich auf das sokratisch suchende Gespräch beruft. Das dort vertretene Verständnis des Logos sei nicht lebensferne Abstraktion, sondern „als Fülle, als der Inbegriff eines bestimmten Aspekts der Welterfahrung“ zu verstehen und ermögliche den „Zugang zur Leidenswirklichkeit des anderen Menschen“ (S. 234). Der Leidensbegriff ist hier zentral, denn die Wirklichkeit und/oder Mag. theol. L. Chilian () Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland E-Mail: [email protected]
K
L. Chilian
die Möglichkeit von Leid rufe Sorge hervor. Leiden sei die Erfahrung von Endlichkeit, als einem Missverhältnis zwischen Können und Wollen. Schuchter definiert Sorge als Praxis der „Einübung in ein gutes Leben“ (S. 80) und somit als einen „Leitbegriff des Philosophierens“ (S. 21). Sorge gründe in „eine[r] Gedankenarbeit des Verstehens und Interpretierens“ (S. 167) und sei somit hermeneutische Arbeit. Schuchter nähert sich seinem Thema einer „Praktischen Philosophie der Sorge“ systematisch über exemplarisch gewählte historische Beispiele der Sorge für Andere (Florence Nightingale) und über philosophie-historische Erkundungen zur Sorge für Sich (antike Philosophie), um seine These einer hermeneutischen Arbeit von Sorge vorzubereiten. Im dritten Kapitel wird die herm
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