Autoinflammatorische Syndrome und Amyloid-A-Amyloidose

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REPORT


Rheumatologie Leitthema Z Rheumatol https://doi.org/10.1007/s00393-020-00778-3 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion N. Blank, Heidelberg H.-I. Huppertz, Bremen

Die autoinflammatorischen Syndrome (AIS) umfassen eine Gruppe von entzündlichen Systemerkrankungen, die früher als hereditäre periodische Fiebersyndrome (HPF) bezeichnet wurden. Typische Merkmale für ein AIS sind gleichförmige Schübe die mit erhöhten Temperaturen, Exanthemen, muskuloskeletalen Beschwerden und im Schub erhöhten Akute-Phase-Proteinen wie beispielsweise das C-reaktive Protein (CRP) oder das Serumamyloid A (SAA) [1, 2] einhergehen können. Hierbei sind Fieberschübe keine notwendige Voraussetzung für ein AIS. Im Schub werden meistens deutlich höhere SAA-Konzentrationen im Vergleich zu den CRPKonzentrationen im Serum beobachtet. Im Gegensatz zu den klassischen Autoimmunerkrankungen werden die AIS durch eine Überaktivität von neutrophilen Granulozyten und Monozyten als Zellen der angeborenen Immunität („innate Immunität“) vermittelt [3]. Die Aktivierung von T- und B-Lymphozyten („adaptive Immunität“) stellt bei den AIS nur eine unspezifische Begleiterscheinung dar. Daher können bei den AIS in der Regel zwar hohe Entzündungsparameter, jedoch keine spezifischen Autoantikörper nachgewiesen werden [3].

Monogenetische autoinflammatorische Syndrome Ein AIS kann bei mehreren Mitgliedern einer Familie auftreten und auf eine hereditäre Erkrankung hinweisen. Ein sporadisch auftretendes AIS bei einer einzelnen Person mit einer unauffälligen Familienanamnese kann auf eine neu ent-

N. Blank · S. O. Schönland Amyloidose-Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Autoinflammatorische Syndrome und Amyloid-A-Amyloidose

standene genetische Variante oder auf eine Variante mit einer variablen Penetranz hinweisen. In den meisten bekannten Fällen handelt sich um Keimbahnmutationen der genomischen Desoxyribonukleinsäure (DNS). Bei der Zellteilung können Spontanmutationen in einem genomischen Nukleotid auftreten und zum Austausch einer Aminosäure in einem Protein führen, das für die Regulation von Entzündungsprozessen eine zentrale Rolle spielt. Die biologische Wirkung einer solchen Variante ist abhängig von der Lokalisation der Aminosäure in der räumlichen Proteinstruktur. Ein Aminosäureaustausch in einer regulatorischen Domäne wird eine höhere Wirkung entfalten als ein Austausch in einer Domäne am Randbereich. Ein Austausch einer apolaren Aminosäure durch eine polare Aminosäure lässt eine stärkere biologische Wirkung erwarten als ein Austausch zwischen 2 apolaren Aminosäuren. Die Änderung der Proteinstruktur hat auch entsprechende Auswirkungen auf die klinische Symptomatik. Der Zusammenhang zwischen einer genetischen Variante und einem klinischen Phänotyp wird auch als Genotyp-Phänotyp-Korrelation bezeichnet (. Tab. 1). Nach den Empfehlungen der humangenetischen Fachgesellschaften werden in der humangenetischen Diagnostik Vorhersageprogramme (MutationTaster, PolyPhen-2, PROVEAN, FATHMM) verwendet, um die biolog