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REPORT


onko-aktuell   

Cave: Chemotherapie-bedingte Schwerhörigkeit bei Kindern Weniger als ein Viertel der Kinder, die nach einer erfolgreichen Krebstherapie nicht mehr gut hören, erhalten Cochleaimplantate oder andere Hörhilfen. Für die kognitive Entwicklung und damit auch für den beruflichen Werdegang und die soziale Teilhabe hat dies verheerende Konsequenzen. Dies ergab auch eine Untersuchung an 1520 jungen Erwachsenen, die als Kinder eine Tumorerkrankung überlebt hatten. Die ­US-​amerikanischen Rehabilitationsmediziner hatten Teilnehmer der St. Jude Lifetime Cohort Study – die Studie erfasst Langzeitfolgen einer Krebserkrankung bei Kindern – einer audiometrischen und neurokognitiven Untersuchung unterzogen. Neben dem Hörvermögen mit altersadjustierten Tests wurden Aufmerksamkeit, Intelligenz, Gedächtnis, Exekutivfunktionen, Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie akademische Leistungen wie Rechnen und Lesen der Probanden geprüft. Von einer ausgeprägten Schwerhörigkeit gingen die Forscher bei einem Chang-Grad von 2b oder höher aus – die Chang-Skala reicht von 0–4 Punkten, 2b bezieht sich auf eine Hörminderung von 20–40 dB bei weniger als 4 kHz.

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12 • 2020

Von den Studienteilnehmern hatten 307 eine platinbasierte Chemotherapie erhalten, 473 eine Radiotherapie im Kopfbereich, die auch die Cochlea betraf, die übrigen 740 hatten sich keiner potenziell ototoxische Krebsbehandlung unterziehen müssen. Insgesamt zeigten sich bei 38 % der Teilnehmer Hörprobleme (55 % nach einer Platin-, 60 % nach Radiotherapie und 16 % ohne ototoxische Therapie). Mehr als ein Drittel der Überlebenden mit Platin- oder Radiotherapie zeigten eine erhebliche Hörbeeinträchtigung. Vor allem traten Hörschäden nach einer Cisplatin-, weniger nach einer Carboplatin-Behandlung auf. Bei 330 Überlebenden (22 %) waren die Hörbeeinträchtigungen so gravierend, dass die ihnen ein Hörgerät oder ein Cochleaimplantat empfohlen wurde. Betrachteten die Forscher die Resultate der kognitiven Tests, zeigten sowohl die Teilnehmer mit Platin- als auch die mit Radiotherapie in fast allen Bereichen signifikante Defizite. Bei schweren Hörschäden waren diese sogar zwei- bis dreifach häufiger. Besonders betroffen waren die Aufmerksamkeit, das verbale und visuelle Gedächtnis, die kognitive Flexibilität,

die visuo- und feinmotorische Geschwindigkeit sowie mathematische Fähigkeiten, weniger Schwierigkeiten gab es beim verbalen Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis und den Lesefähigkeiten. Dass Lern- und Leseprobleme bei Kindern mit Hörschäden mitunter zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Schulund Berufsausbildung führe sei bekannt, so die Forscher. Ähnliches sei aufgrund ihrer Resultate bei Kindern mit Hörschäden nach einer Krebsbehandlung zu befürchten, da die mangels Hörvermögen entstandenen kognitiven Defizite bis ins Erwachsenenalter persistierten. Entscheidend sei daher, Kinder nach einer potenziell ototoxischen Therapie konsequent auf Hörprobleme zu screenen, ihnen rechtzeitig Hörhilfen und Cochleaimplantate anzubieten und sie in einer Weise zu

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