Stottern
Das Stottern hat seinen Mythos verloren. Die vergangenen 30 Jahre gelten, was die Fortschritte in der Erforschung der Sprechstörung und die Entwicklung erfolgreicher Behandlungsansätze angeht, als ausgesprochen produktiv. In dieser Zeit sind die Kenntniss
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23 Stottern Peter Fiedler
23.1
Einleitung
– 368
23.2
Darstellung der Sprechstörung
23.2.1 23.2.2 23.2.3 23.2.4
Sprechsymptomatik – 368 Begleitsymptomatik – 368 Prävalenz und Verlauf – 369 Die sozial-situative Variabilität des Stotterns
23.3
Modelle zu Ätiologie und Verlauf
23.3.1 23.3.2 23.3.3
Das Entwicklungsstottern und die Kontinuitätshypothese Neuropsychologische Determinanten – 370 Sozial-kognitive Determinanten – 370
23.4
Diagnostik – 371
23.5
Therapeutisches Vorgehen
23.5.1 23.5.2 23.5.3
Frühbehandlung des Stotterns im Vorschulalter – 373 Behandlung des Stotterns in den ersten Schuljahren – 374 Behandlung jugendlicher und erwachsener Stotternder – 375
23.6
Fallbeispiel
23.7
Empirische Belege
23.8
Ausblick
– 377 – 379
– 379
– 380
Weiterführende Literatur
– 369
– 369 – 369
– 372
Zusammenfassung – 379 Literatur
– 368
– 380
368
Kapitel 23 · Stottern
23.1
23
Einleitung
Das Stottern hat seinen Mythos verloren. Die vergangenen 30 Jahre gelten, was die Fortschritte in der Erforschung der Sprechstörung und die Entwicklung erfolgreicher Behandlungsansätze angeht, als ausgesprochen produktiv. In dieser Zeit sind die Kenntnisse über Verursachung, Verlauf und Behandlung des Stotterns enorm angewachsen (vgl. ausführlich Fiedler u. Standop 1994; Bossardt 2007). Aufgrund eines inzwischen weltweit akzeptierten biopsychosozialen Ätiologieverständnisses und der sich daraus ergebenden therapeutischen Zielsetzungen erscheinen heute mehrdimensionale Behandlungskonzepte folgerichtig. Diese Entwicklung erscheint vor allem im Hinblick auf Langzeiteffekte erfolgversprechend wie auch für zukünftige Entwicklungen ermutigend. Eine zunehmende Zahl besser kontrollierter Langzeittherapiestudien lassen die Unterschiede zwischen einzelnen Therapieansätzen deutlicher hervortreten und damit die Möglichkeiten für eine sinnvolle Integration unterschiedlicher Behandlungsschwerpunkte genauer bestimmen. Nachfolgend werden diese neueren Entwicklungen überblicksartig dargestellt.
23.2
Darstellung der Sprechstörung
! Stottern ist eine auffallend häufige Unterbrechung des Sprechablaufs. Es ist charakterisiert durch ein plötzliches Stocken vor dem Wort, einer Silbe oder einem Phonem. Es kommt zu Verzögerungen, Dehnungen und Verkürzungen bei der Aussprache einzelner Buchstaben sowie zu Wiederholungen von Wort- und Satzteilen.
23.2.1 Sprechsymptomatik
In Forschung wie Praxis werden je nach Art der Unterbrechungen im Redefluss die Stottersymptome entweder als klonische oder als tonische Störungen bezeichnet. Klonisches Stottern ist charakterisiert durch kürzere, rasch aufeinanderfolgende Kontraktionen der Sprechmuskulatur. Es kommt zu typischen »hämmernden« Wiederholungen von (zumeist) Lauten und Silben sowie (seltener) Wörtern (wie z. B. »k-k-kk-kommen«), denen gelegentlich Wortdehnungen folgen können (wie z. B. »Hand-t-t-t-t-tuuuuch«). Tonisches Stottern ist dagegen gekennzeichnet durch relativ lang andauernde Verkrampfungen der Sprechmuskulatur und z. T. heftigen Pressversuchen in der Absicht, unbedingt das b
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