Trigeminusneuralgie

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REPORT


Ruth Ruscheweyh1 · Jürgen Lutz2 · Jan-Hinnerk Mehrkens3 1

Neurologische Klinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland Radiologisches Zentrum München (RZM), München, Deutschland 3 Neurochirurgische Klinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland 2

Trigeminusneuralgie Moderne Diagnostik und Therapie

Die Trigeminusneuralgie ist eine der schmerzhaftesten Erkrankungen überhaupt. Die klassische medikamentöse Therapie mit Carbamazepin und Oxcarbazepin ist inzwischen erweitert worden, und neue Optionen sind in Entwicklung. Die neurochirurgischen Behandlungsmöglichkeiten zeichnen sich durch sehr guten Erfolg aus, sofern die Patienten richtig ausgewählt werden. Die Bildgebung hat in den letzten Jahren wesentlich zu einem besseren Verständnis des symptomatischen Gefäß-NervenKontakts beigetragen und kann helfen, die richtige Therapieoption für den Patienten auszuwählen. Die Trigeminusneuralgie ist eine Gesichtsschmerzerkrankung, die vorwiegend im höheren Lebensalter und häufiger bei Frauen auftritt. Die Prävalenz liegt bei 0,16–0,30 % [16].

sicht und durch Luftzug, was in schweren Fällen zur Einschränkung der Nahrungsund Flüssigkeitsaufnahme führen kann. Meist sind die Schmerzattacken über die Zeit relativ gleichförmig bzw. stereotyp [16]. Die Diagnosekriterien der International Headache Society sind in . Tab. 1 aufgeführt [9]. Entscheidend ist die Abgrenzung der sekundären Formen, die etwa 15 % der Fälle ausmachen. „Red flags“ finden sich in . Infobox 1. Die neurologische Untersuchung ist bei primären Fällen unauffällig, leichte Sensibilitätsstörungen im betroffenen Gebiet ausgenommen. Eine Bildgebung des Schädels ist immer notwendig, da sich auch sekundäre Formen mit typischer Symptomatik präsentieren können (siehe unten).

Sekundäre Formen der »Trigeminusneuralgie können klinisch ununterscheidbar von den primären Formen sein

Klinische Symptomatik und Differenzialdiagnosen Die Trigeminusneuralgie bietet eine typische, eindrückliche Klinik. Obligatorisches Symptom sind kurze, starke, stromstoßartige Schmerzattacken, beschränkt auf das Gebiet des N. trigeminus (meist den zweiten und/oder dritten Ast betreffend, . Abb. 1). Die Attacken haben eine Dauer von Sekunden bzw. Sekundenbruchteilen, in schweren Fällen treten sie auch in Serien von bis zu 2 min auf. Etwa die Hälfte der Patienten hat begleitende Dauerschmerzen im betroffenen Gebiet. Typisch ist die Auslösung durch Essen, Trinken, Sprechen, Berührung in bestimmten Triggerzonen im Ge-

Bei der klassischen Trigeminusneuralgie zeigt sich bildgebend oder intraoperativ ein Gefäß-Nerven-Kontakt an der Wurzel des N. trigeminus, der als ursächlich angesehen wird. Man nimmt an, dass der Druck des Gefäßes auf das vulnerable zentrale (hirnstammnahe) Myelin eine Demyelinisierung und Änderung des Kanalbesatzes verursacht. Dies führt wohl zu ephaptischen Verbindungen zwischen Berührungsfasern und Schmerzfasern, die die Auslösung von Schmerzattacken durch nichtnoxische Reize erklären können. Sekundäre Formen treten bei Ver