Virale Infektionen bei Lebertransplantierten

  • PDF / 274,617 Bytes
  • 6 Pages / 595.407 x 842.075 pts (A4) Page_size
  • 104 Downloads / 172 Views

DOWNLOAD

REPORT


Sandra Ciesek1 · Heiner Wedemeyer2,3 1

Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland 3 Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland 2

© Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2020

Virale Infektionen bei Lebertransplantierten Infektionen mit Hepatitisviren Die Folgen einer chronischen Infektion mit Hepatitis-B-Virus (HBV), HepatitisC-Virus (HCV) oder Hepatitis-D-Virus (HDV) zählen auch heutzutage noch zu den häufigsten Indikationen für eine Lebertransplantation. Eine Lebertransplantation aufgrund einer akuten HepatitisA-Virus(HAV)-Infektion ist dagegen extrem selten und chronische Verläufe wurden hier bisher nicht beschrieben. Über die Bedeutung und den natürlichen Verlauf bei der Hepatitis-E-Virus(HEV)-Infektion wurden in den letzten Jahren wichtige neue Erkenntnisse gewonnen, die die Bedeutung dieser Virusinfektion entscheidend verändert haben [5]. Insgesamt zeigt sich, dass der Verlauf und das Management der verschiedenen viralen Hepatitiden bei Lebertransplantierten sehr unterschiedlich sind. Es ist zu betonen, dass die verschiedenen Hepatitisviren bis auf ihren Namen und das primäre Zielorgan mit komplett unterschiedlichen Replikationszyklen virologisch sehr unterschiedlich sind (. Tab. 1).

Hepatitis-A-Virus Die HAV-Infektion verläuft immer akut und vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen oft milde mit unspezifischen Symptomen. Eine Lebertransplantation aufgrund einer fulminant verlaufenden akuten HAV-Infektion ist deshalb selten Dieser Beitrag wurde in der Zeitschrift Der Gastroenterologe 3/2020 15:227–234 https:// doi.org/10.1007/s11377-020-00434-x erstpubliziert. Zweitpublikation mit freundlicher Genehmigung der Autoren.

und eher bei Patienten mit bereits vorbestehenden Lebererkrankungen oder bei Älteren zu beobachten. Etwa 2–3 % der akuten Leberversagen sind auf eine akute Hepatitis A zurückzuführen [20]. Bei einem Hepatitis-A-Ausbruch in den USA (San Diego) lag die Mortalität jedoch bei 3,4 % und die Wahrscheinlichkeit für ein akutes Leberversagen bei 10,4 %, was verdeutlicht [14], dass Risikogruppen, wie Patienten mit Lebererkrankungen oder Patienten auf der Warteliste zur Lebertransplantation, unbedingt eine Hepatitis-A-Impfung erhalten sollten. Die Hepatitis-A-Impfung ist sicher und hocheffektiv, selbst bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen, wobei der Impferfolg bei dekompensierter Zirrhose reduziert ist [1]. Es existiert keine spezifische antivirale Therapie, bei kritisch Kranken kann gegebenenfalls die Gabe von Immunglobulinen in Erwägung gezogen werden.

Hepatitis-B-Virus Die chronische HBV-Infektion ist eine der häufigsten Indikationen für eine Lebertransplantation weltweit. Etwa 240 Mio. Menschen sind chronisch mit dem Virus infiziert [18]. Muss ein Patient mit einer chronischen Hepatitis B aufgrund einer fortgeschrittenen Leberzirrhose oder eines h