Von der Arbeit, wie eine Freundin zu sein
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n der Arbeit, wie eine Freundin zu sein Beziehungsarbeit in prekären und feminisierten Dienstleistungsbeziehungen Isabel Klein
© Der/die Autor(en) 2020
Zusammenfassung Der Beitrag untersucht auf Grundlage ethnografisch erhobener Daten die Arbeit von größtenteils selbstständigen Kosmetiker*innen. Diese stellen langfristige intime Beziehungen zu ihren Kund*innen her, die rhetorisch und im Arbeitshandeln Freundschaften ähneln. Die Chiffre der „Freundschaft“ verweist auf eine Form von Arbeit, die, so die These des Beitrags, organisational über das Konzept der Emotionsarbeit hinausgeht, weshalb der Begriff der Beziehungsarbeit eingeführt wird. Anhand des empirischen Materials werden zunächst Verkürzungen im Forschungsstand zu Emotionsarbeit und Interaktionsarbeit in der (solo-)selbstständigen, prekären, feminisierten Arbeit aufgezeigt und es wird daraufhin vorgeschlagen, die Arbeit, „wie eine Freundin zu sein“, als Beziehungsarbeit zu konzipieren. Der Begriff der Beziehungsarbeit soll die unsichtbare und entgrenzte Arbeit als Bedingung und Folge der Dienstleistung, die jenseits der kosmetischen Behandlungen stattfindet, empirisch und theoretisch anschlussfähig machen. Damit werden auch die paradoxen Anforderungen an die Arbeitenden in der Kommodifizierung von feminisierten reproduktiven Tätigkeiten aufgezeigt und diskutiert, wie die Kosmetiker*innen die in der kapitalistischen Organisation von Arbeit immanenten Grenzziehungen von reproduktiver und produktiver Arbeit verhandeln und re-justieren. Schlüsselwörter Emotionsarbeit · Geschlecht · Dienstleistungen · Beziehungsarbeit
I. Klein () Institut für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Konradstraße 6, 80801 München, Deutschland E-Mail: [email protected]
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I. Klein
The Labor of Work as Friendship Relationship Work in Precarious Pink-Collar Service Industries Abstract This article draws on ethnographic research in order to analyse the work that beauticians—most of whom are self-employed—undertake in order to establish long-lasting relationships with their clients, which often resemble friendships. I argue that the code “friendship” exceeds the notion commonly discussed as emotional labour organisationally. Drawing on ethnographic data, shortcomings in light of solo-self-employed, precarious, feminized work will be identified within the literature of emotional labour and interactive service work. In an attempt to overcome these shortcomings, I suggest the term “relationship work” in order to adequately research the invisible boundary work behind the actual service work. In so doing, I show how service workers face contradictory challenges in the process of commodifying gendered reproductive work such as beauty work. Furthermore, I discuss how beauticians negotiate and adjust the boundaries between reproductive and productive work that are integral to the capitalist organisation of work. Keywords Emotion work · Gender · Relationship work · Service work
1 Einleitung „In here we share everything. Nothing is off limits. Family,
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