Was steckt hinter der Fatigue?
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s steckt hinter der Fatigue?
Müdigkeit und Fatigue gehören zu den häufigsten Symptomen in der klinischen Medizin. Zahlreiche systemische, neurologische und psychische Syndrome können sich dahinter verbergen.
30% der Bevölkerung leiden gelegentlich oder häufig unter Fatigue.
Fatigue bezeichnet einen Zustand allgemeiner Erschöpfung und Kraftlosigkeit und steht oft im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen, so Dr. Claus-Herman Bückendorf, Kiel. Im Gegensatz zur bloßen Müdigkeit spielen Kraftlosigkeit und neuromuskuläre Schwäche dabei eine wesentliche Rolle. Einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge leiden rund 30% der deutschen Bevölkerung manchmal oder häufiger unter Ermüdungserscheinungen. Frauen sind vorrangig betroffen. Bei rund einem Drittel der Befragten hielten die Beschwerden über mehr als sechs Monate an und gingen mit Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Inappetenz, Schmerzen oder Kreislaufproblemen einher. Im Fall einer akuten Erkrankung können diese Symptome Ausdruck einer physiologischen Körperreaktion sein, bestehen sie jedoch im Sinne einer Fatigue über längere Zeit, handelt es sich um ein ernst zu nehmendes, chronisches Krankheitsbild, so Bückendorf.
Breit gefächerte Differenzialdiagnosen Fatigue kann vielschichtige Ursachen haben, beispielsweise kann ein Schlaf-Apnoe-Syndrom dahinter stecken. Die Hypothyreose geht mit Erschöpfung
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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (17)
und Kraftlosigkeit einher, ebenso wie der M. Addison. Auch verschiedene chronische, fortgeschrittene organische Erkrankungen an Leber, Nieren oder Herz, die COPD oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können zu Fatigue führen. Differenzialdiagnostisch sollten auch Autoimmunerkrankungen wie die Rheumatische Arthritis, Sar koidose oder Kollagenosen abgeklärt werden. Auch ein Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen, insbesondere Eisen, ist abzuklären. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose und M. Parkinson können sich ebenfalls mit Fatigue äußern. Überdies gehört Erschöpfung zu psychischen Erkrankungen wie Depression, Angststörung oder Burn-out. Medikamentös können vor allem Psychopharmaka, Antihistaminika oder Betablocker Erschöpfungserscheinungen verursachen. Auch Umwelteinflüsse kommen als mögliche Auslöser einer Fatigue in Frage. Lösemittel, Formaldehyd, Biozide, Holzschutzmittel, Schimmelpilze, Pyre throide oder Asbest induzieren Entzündungsvorgänge und beeinflussen neuronale und mitochondriale Strukturen und können daher gleichfalls Fatigue-artige Beschwerden auslösen.
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