Angst und Panik: ganzheitliche Musterdiagnose nach traditioneller chinesischer Medizin

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REPORT


arina Krassnig Wiener Schule für Traditionelle Chinesische Medizin (WSTCM), Baden, Österreich

Angst und Panik: ganzheitliche Musterdiagnose nach traditioneller chinesischer Medizin „Zang-Fu“ und „Bentun“, die rennenden Ferkel Anamnese (Abb. 1)

Die 52-jährige Patientin litt vor 20 Jahren nach der Geburt ihres 2. Kinds passager an Angst- und Panikattacken. Im Januar 2020 kam sie zu einer Konsultation. Seit 2 Monaten hatte sie tagsüber wieder heftige Angstattacken, nachts waren diese noch schlimmer. Schon beim Einschlafen hat sie Angst vor dem Aufwachen mit Schrecken und Panik. Diese Attacken waren extrem und sogar mit Suizidgedanken verbunden. Auslöser waren nicht erklärlich. Sozial fühlt sie sich gut eingebettet; die Ehe ist gut, ihre Kinder werden gerade flügge. Bei genauerer Exploration wird ein Konflikt in der Beziehung zu ihrer Mutter sichtbar, die zunehmend pflegebedürftig wird und sich an sie klammert. Therapieziele: 1.  Schlafverbesserung, 2. Angst und Panik reduzieren. Ihr Therapiewunsch: Tinkturmischung mit westlichen Arzneipflanzen nach traditioneller chinesischer Medizin (TCM). Biopsychosoziale Diagnosen/Arbeitshypothesen: Eisenmangel, Menorrhagien; Spondylose der Brust- (BWS) und Lendenwirbelsäule (LWS), hormonelle Umstellung – Präklimakterium, Überforderung und chronische Stressreaktion, emotionale Verarbeitungsstörung, dysfunktionale Copingstrategien. Musterdiagnose nach TCM (Tab. 1).

Therapie

Die Therapie beinhaltete das nachfolgende Vorgehen: 1. Tinkturmischung der Arzneipflanzen Menthae pulegii hb, Anemonae hb, Va  Deutsche Zeitschrift für Akupunktur 2020 • 63 (3): 179–181 https://​doi.org/​10.1007/​s42212-​020-​00290-4 Online publiziert: 7. Juli 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

lerianae rdx, Salviae off fol, Nepetae cat hb, Rutae hb, Absinthii hb, Menthae pip fol, Agni casti fr, Zingiberis rhiz (Zusammenstellung Dr. Krassnig); 2. als zusätzliche Empfehlung Tee zur Bluttonisierung: Achilleae mill hb (Schafgarbe), Lycii fr (Goji-Beere) und Urticae fol (Brennnesselblatt; [2–4]).

Verlauf

Nach Einnahme dieser Rezeptur fühlte sich die Patientin schnell ruhiger. Wegen der coronaviruserkrankungsbedingten

(COVID-)Ausgangssperren wurde 14-tägig ein Telefonat vereinbart. Die Rezeptur wurde jeweils für 14 Tage gegeben und 4‑mal mit Modifikationen wiederholt. Die Patientin berichtet eine Verbesserung ihrer Angst/Panikattacken und ihres Schlafs um 60 %. Die Intensität der Angst ist deutlich geringer. Geblieben sind eine Grundspannung, thorakale Enge sowie aufsteigende Hitzegefühle mit Gereiztheit und Stress. Auf die Frage der Autorin, woran sie diese Spannung erinnert, verbindet sie

Tab. 1  TCM Syndrome und Interventionsmöglichkeiten TCM- Erste Evaluierung: Syndrome nach Zang Fu und Priorisierung

Therapieprinzipien:

Shen (Unruhe) und Nieren (Angst),

Beruhige Shen, stabilisiere die Nieren

Leber-Qi-Stagnation und Hitze

Entspanne die Leber – harmonisiere die Verdauung

Leber attackiert Milz und Magen

Reguliere den Uterus

Blutung durch Hitze, Yin- und Blutmangel

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