Atemnot in der Palliativsituation managen

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REPORT


Virtueller Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2020

Atemnot in der Palliativsituation managen Drei Teufelskreise verstärken das Symptom der Atemnot bei Palliativpatienten. Diese lassen sich neben pharmakologischen vor allem mit nicht medikamentösen Maßnahmen durchbrechen.

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ehr als die Hälfte von Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung, AIDS, Herzerkrankungen, COPD und Nierenerkrankungen leiden unter Atemnot [Solano JP et al. J Pain Symptom Manage. 2006 ;31(1):58-69]. „Atemnot ist der Schmerz der nicht onkologischen Erkrankungen“, erklärte Prof. Dr. Claudia Bausewein, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinik der Universität München. Das Symptom nehme zum Lebensende hin zu. Bei Tumorpatienten sei die Atemnot sogar ein negativer prognostischer Faktor, sagte die Palliativmedizinerin.

Teufelskreise durchbrechen 75 % der Atemnotattacken dauerten weniger als zehn Minuten, würden mehrmals am Tag auftreten und seien selbst­ limitierend, sagte Bausewein. Darüber hinaus entstehe das Gefühl von Atemnot zentral: „Das Gefühl entsteht im Gehirn und nicht primär in der Lunge“, erläuterte sie. Drei Teufelskreise fördern laut

Handventilator, Atemübungen Körperpositionen, Ritual/ Mantra

Bausewein dieses Gefühl. So würden Patienten ihre Atembeschwerden verstärken, indem sie dysfunktional atmen, also über den oberen Brustkorb mit kurzen Atemzügen. Das Denken und Fühlen, sprich Angst, Panik und Sorgen, schüren ebenfalls die Atemnot. Der dritte Teufelskreis ist die Immobilitätsspirale: Die Erkrankung führt zu einer Atemnot, die durch mangelnde Aktivität vertieft wird, indem sich unter anderem auch die Muskeln für die Bewegung und Atmung abbauen. Nicht medikamentöse Maßnahmen setzten an diesen drei Teufelskreisen an, wobei der Anteil an pharmakologischen Maßnahmen zum Tod hinzunehme, sagte Bausewein. „Wo können wir Patienten gezielt unterstützen?“, fragte sie. Sie empfiehlt für diese Patienten eine professionelle Schulung, in der sie versuchen können, realistische Ziele zu erreichen. Der Teufelskreis der dysfunktionalen Atmung lässt sich laut Bausewein unter anderem mit Atemtechniken,

Entspannung, Meditation Ritual/Mantra Sorgen über Krankheit, zu ersticken Erinnerungen an frühere Erfahrungen

Atmen wird anstrengender

Denken / Fühlen

Atmen

Angst Panik

Atmen über den oberen Brustkorb Kurze Atemzüge Hecheln

Muskulatur für Bewegung und Atmung wird schwächer

Aktivität

Weniger aktiv Einsam werden Angewiesen auf Hilfe

Körperliche Aktivitat, Rollator, Lungensport

Abb. 1: Die drei Teufelskreise der Atemnot lassen sich mit nicht medikamentösen Maßnahmen durchbrechen.

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atem­erleichternden Körperhaltungen und einem Handventilator durchbrechen. „Der kühle Luftzug des Handventilators scheint eine Wirkung auf die Atemnot zu haben“, erklärte sie, was sich in einer Metaanalyse bestätigt habe [Swan F et al. Palliat Med. 2019;33(6):61833]. Entspannungstechniken, Meditation oder auch bestimmte Rituale könnten wiederum Einfluss auf das Denken die Emotionen nehmen. Körperliches Training, Gehhilfen und pulmonale Rehabili