Chirurgische Anatomie des Kniegelenks

Das Kniegelenk ist ein Trochoginglymus. Das physiologische Gelenkspiel sowie die für das Knie typischen Roll-Gleit-Bewegungen werden durch die 6 Freiheitsgrade des Kniegelenks ermöglicht. Wir unterscheiden 3 Translations- und 3 Rotationsfreiheitsgrade. Un

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Das Kniegelenk ist ein Trochoginglymus. Das physiologische Gelenkspiel sowie die für das Knie typischen Roll-Gleit-Bewegungen werden durch die 6 Freiheitsgrade des Kniegelenks ermöglicht. Wir unterscheiden 3 Translations- und 3 Rotationsfreiheitsgrade. Unter den Translationen werden die anteroposteriore und die mediolaterale Translation sowie Kompression und Distraktion verstanden. Als Rotationsbewegungen werden Flexion und Extension, Außen- und Innenrotation sowie Ab- und Adduktion definiert. Die funktionelle Stabilität des Kniegelenks wird einerseits durch die dreidimensionale Geometrie der artikulierenden Gelenkflächen von distalem Femur und proximaler Tibia, andererseits durch die passiven Rückhaltekräfte der Ligamente und der meniskokapsulären Strukturen sowie durch die aktiven Kräfte der Muskelsehneneinheiten garantiert. Das Kniegelenk erlaubt physiologisch ein gewisses Gelenkspiel, auch bei intakten Kreuzbändern, das durch die konstitutionelle Bandqualität einerseits sowie durch die dreidimensionale Konfiguration der gelenkbildenden Körper bedingt ist. Die Translations- und Rotationsbewegungen sind in der Regel miteinander gekoppelt: Wir sprechen von gekoppelten· Bewegungen. Wird z. B. eine anteriore Kraft auf ein 10° -flektiertes Knie ausgeübt, kommt es zu einer kombinierten anterioren Translation, d. h. ventralen Parallelverschiebung des medialen und lateralen Tibiaplateaus, kombiniert mit einer Innenrotationsbewegung, indem das laterale Tibiaplateau gegenüber dem medialen um einige Millimeter mehr nach ventral verschoben werden kann. Umgekehrt resultiert bei intaktem hinterem Kreuzband und Ausüben einer posterioren Kraft eine kombinierte posteriore Translation und Außenrotation der Tibia relativ zum Femur. Dieses physiologische Gelenkspiel, bestehend aus kombinierter Translation und Rotation, ist abhängig vom Flexionswinkel. In kompletter Extension, d. h. bei abgeschlossener Schlußrotation, sind Tibia und Femur verriegelt. Mit Beginn der Flexion wird das Kniegelenk entriegelt. Mit zunehmendem Flexionsgrad nehmen die Rotationsfreiheitsgrade zu, weshalb Angaben über Rotationsgrade nur in Verbindung mit dem definierten Beugewinkel klinische Bedeutung haben. R. P. Jakob et al. (eds.), Kniegelenk und Kreuzbänder © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1990

In der Frontalebene werden Valgus- und Varus-, d. h. Ab- und Adduktionskräfte, wirksam. In kompletter Extension gelingt es normalerweise weder im Varus- noch im Valgussinne, das Kniegelenk aufzuklappen. Mit zunehmender Flexion nehmen auch die Freiheitsgrade für Varus- und Valgusbewegungen zu. Befindet sich das Knie in 20° -Flexion, so läßt sich bei intaktem medialem Kapselbandapparat eine geringgradige mediale Aufklappbarkeit nachweisen. Diese Valgusaufklappbarkeit in 20° -Flexion ist eine Kombinationsbewegung, bestehend aus Abduktion, medialer Distraktion, lateraler Kompression und geringgradiger lateraler Translation der Tibia relativ zum Femur. Zusätzlich kann diese Valgusbewegung in verschiedenen Rotationsgraden, d. h. in Neutral-, Innen- und Außenrotation g