Biomechanik der Sagittalebene des Kniegelenks

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REPORT


S. Hinterwimmer1 · M. Feucht2 1 2

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion P. Lobenhoffer J. Dickschas

OrthoPlus München, München, Deutschland Abteilung und Poliklinik für Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland

Biomechanik der Sagittalebene des Kniegelenks Bedeutung des tibialen „slope“ für die Kniechirurgie

Seit mehr als 15 Jahren häufen sich Publikationen zum Themenkomplex „hohe tibiale Osteotomie (HTO) und Slope“ [1, 25, 42, 46] sowie „vorderes Kreuzband (VKB) und Slope“ [1, 17, 18]. Sowohl die HTO als auch die distale femorale Osteotomie (DFO) sind Prozeduren in der frontalen Ebene, haben jedoch auch Auswirkungen auf die sagittale Ebene und damit auf die seitliche Neigung des Tibiaplateaus relativ zum Tibiaschaft oder die seitliche Neigung der Femurkondylen relativ zum Femurschaft. Im Weiteren gilt die Aufmerksamkeit dieses Beitrags der Inklination bzw. Neigung des medialen und lateralen Tibiaplateaus relativ zum Tibiaschaft, orthopädisch umgangssprachlich als Slope bezeichnet. Die Neigung des Femurblocks in der Sagittalebene wird nicht behandelt.

Hintergrund Eine „closed-wedge HTO“ verringert den tibialen Slope (TS) bekanntermaßen um ca. 5° [25], während die „open-wedge HTO“ zu einer Vermehrung von ca. 3–4° führt [1, 42, 46]. Diese Slope-Veränderungen nach Closed- und Open-wedge HTO sind stabil über die Zeit, d. h., dass das unmittelbare Operationsergebnis so erhalten bleibt, auch bei nichtwinkelstabilen Implantaten. Das Ausmaß der Korrektur in der Frontalebene korreliert nicht mit den postoperativen SlopeVeränderungen [12, 24]. Die beschriebenen systemimmanenten Veränderungen beider Osteotomietypen ändern die Insitu-Kräfte im intakten Kreuzband nicht signifikant [17]. Aber in kreuzbandinsuf-

fizienten Gelenken hat der TS relevanten biomechanischen Einfluss auf die femorotibiale Translation. Bei Insuffizienz des vorderen Kreuzbands (VKB) führt eine Verringerung des TS zu einer Reduktion der anterioren tibialen Subluxation, besonders in Extension [1] und damit zu einer Verringerung der In-situ-Kräfte innerhalb des VKB.

In kreuzbandinsuffizienten »Gelenken beeinflusst der TS die femorotibiale Translation Im Zustand der Hinteren-Kreuzband(HKB)-Insuffizienz führt eine Zunahme des TS andererseits zu einer Reduzierung der posterioren tibialen Subluxation durch eine Verschiebung der Ruheposition der Tibia nach ventral mit günstigem Effekt auf die subjektiv wahrnehmbare Kniestabilität [17, 18]. Dieser Effekt wirkt sich auch auf das Ergebnis nach HKB-Plastik aus: Im biomechanischen Experiment führte eine Abflachung des Slope zu einer zunehmenden Zugspannung einer HKBPlastik [3], und in einer klinischen Arbeit korrelierte die postoperativ erreichte Reduktion der hinteren Schublade mit dem Slope: Je steiler der Slope, desto erfolgreicher war die Reduktion der hinteren Schublade [21]. Unter den Bedingungen der Kreuzbandinsuffizienz kann diese veränderte Position des Femurs auf der Tibia zusätzlich die Druck- und Lastverteilungen verändern und sich so günstig auf den Knorp