Das Refeeding-Syndrom
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Christian Zauner1,2 · Mathias Schneeweiss2 · Monika Schmid2 · Marlene Wewalka2 1 2
© Der/die Autor(en) 2020
Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE), Wien, Österreich Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
Das Refeeding-Syndrom Man sieht nur, was man weiß. (J. W. von Goethe)
Nahrung spielt in unser aller Leben wie auch in medizinischen Belangen eine zentrale Rolle. Dabei ist eine adäquate Energie- und Nährstoffversorgung zur Vermeidung und in der Behandlung von Krankheiten essenziell. Eine unausgewogene oder mangelhafte Ernährung führt unweigerlich zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Malnutrition. Eine Malnutrition, die durch Hunger, Krankheit oder durch Altern hervorgerufen wird, bedingt eine Veränderung der Körperzusammensetzung und eine Reduktion der Körperzellmasse, woraus eine verminderte körperliche und auch geistige Leistungsfähigkeit sowie eine Verschlechterung des klinischen Outcomes resultieren können [1]. Bei Aufnahme in einem Krankenhaus leiden etwa 20–50 % der Patienten an einer präexistenten Malnutrition unterschiedlichen Schweregrads. Diese führt zu vermehrten Komplikationsraten, zu längeren Spitalsaufenthalten und zu erhöhter Mortalität [2–4]. Aus diesem Grund ist insbesondere bei präexistent malnutrierten Patienten die rasche Etablierung einer adäquaten Ernährungstherapie essenziell [5, 6]. Jedoch ist diese nicht ohne Risiken und ohne Nebenwirkungen, wobei die dadurch verursachten Komplikationen gravierend bis fatal sein können. Eine solche, potenziell tödliche Nebenwirkung stellt das Refeeding-Syndrom (RFS) dar. Das Aktualisierung von: Zauner C, Zauner A, Lindner G, Kneidinger N, Schneeweiss A (2005) Das Refeeding-Syndrom. J Gastroenterol Hepatol Erkr 3(4):7–11
RFS ist durch Elektrolytstörungen, Störungen der Flüssigkeitshomöostase und durch metabolische Veränderungen charakterisiert, die Organdysfunktionen bis hin zum plötzlichen Herztod nach sich ziehen können [7–12]. Das RFS ist kein neues Krankheitsbild, sondern bereits seit geraumer Zeit bekannt. Es ist erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg bei schwerst malnutrierten Gefangenen beschrieben worden, die aus Konzentrationslagern befreit wurden [13, 14]. Bei diesen Personen war nach der Wiederaufnahme einer vermeintlich adäquaten Zufuhr von Nährstoffen die Mortalität mit bis zu 20 % unerwartet hoch [13]. Es traten fatale Durchfälle, Herzversagen und neurologische Komplikationen, wie Krämpfe und Koma, auf. Erst viele Jahre später erkannten Weinsier und Krumdieck, die 1981 den Begriff „Refeeding-Syndrom“ in die Fachliteratur einführten, den direkten Zusammenhang zwischen dem Refeeding und dem Auftreten von kardiovaskulären und pulmonalen Komplikationen, die bei chronisch malnutrierten Patienten während einer parenteralen Ernährung aufgetreten sind [7]. Auch wenn in den westlichen Industrienationen seit einiger Zeit die Inzidenz der Adipositas kontinuierlich ansteigt, ist das RFS auch in der heutigen Zeit nicht verschwunden.
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