Die Virologie von SARS-CoV-2
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S. Hoehl · S. Ciesek Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
Die Virologie von SARS-CoV-2
Coronaviren – eine Familie großer, behüllter RNA-Viren
acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV-2) bezeichnet wird.
Nicht nur im Tierreich sind Coronaviren, eine Familie großer, behüllter RNAViren, weit verbreitet. Auch beim Menschen werden etwa 15 % aller Erkältungskrankheiten einer Infektion mit einem der Coronaviren HKU1, 229E, NL63 und OC43 zugerechnet [1]. Diese sehr häufigen Erreger werden unter anderem auch als Ursache von Bronchitis, Exazerbationen bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung und Asthma sowie von Bronchiolitis beim Säugling beschrieben. Neben diesen vier saisonal auftretenden Coronaviren kam es in den letzten zwei Dekaden jeweils zu einer Epidemie bzw. Pandemie mit aus dem Tierreich auf den Menschen übergetretenen Coronaviren. So kam es 2002/2003 in Folge der Severe-acute-respiratory-syndrome(SARS)-Epidemie zu über 700 Todesfällen. Seit 2012 kommt es zu Infektionen mit dem Middle-East-respiratory-syndrome(MERS)-Virus, hauptsächlich auf der Arabischen Halbinsel. Beim SARS- wie auch beim MERS-Coronavirus handelt es sich um β-Coronaviren, die zu Infektionen der tiefen Atemwege mit hoher Letalität führen können. Im Dezember 2019 wurden erste Fälle einer schweren, zunächst unklaren Pneumonie in Wuhan, China, beobachtet. Bereits im Januar 2020 konnte der Erreger durch Sequenzierung als neues β-Coronavirus identifiziert werden [2], das aufgrund der großen Ähnlichkeit zum SARS-Coronavirus als „severe
Wirtsfaktoren bei SARS-CoV-2
Dies ist eine aktualisierte Version des ursprünglichen Beitrags aus der Zeitschrift Der Internist 6:789–7921 (2020). https://doi.org/10.1007/10. 1007/s00108-020-00853-6
Ebenso wie bei SARS findet auch bei SARS-CoV-2 die Bindung an die Wirtszelle hauptsächlich über das „angiotensin-converting enzyme 2“ (ACE2) als Rezeptor statt. Dies geschieht in der Regel in den oberen Atemwegen. Hierbei sind auch Kofaktoren beteiligt [3]. Die Menge an ACE2 variiert beim Menschen zwischen den verschiedenen Bereichen der Atemwege, aber auch zwischen Altersgruppen [4]. Ob hierdurch jedoch auch unterschiedliche Suszeptibilitäten, etwa zwischen Kindern und Erwachsenen, zu erklären sind, ist bisher spekulativ.
Diagnostik bei SARS-CoV-2 Erregerdirektnachweis Als Goldstandard für den Nachweis einer aktiven Infektion mit SARS-CoV-2 gilt der Erregerdirektnachweis mittels Nukleinsäureamplifikationstechniken (NAT) in Material der oberen Luftwege (etwa in nasopharyngealem oder oropharyngealem Abstrich) und/oder in Material der tiefen Atemwege [5]. Dieser Nachweis geschieht in der Regel durch eine Real-time-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR). Der Abstrich der oberen Luftwege ist insbesondere zu Beginn des Auftretens von Symptomen gut geeignet, da zu dieser Zeit dort eine hohe Viruslast beobachtet wird (. Abb. 1; [6, 7]). Dies fällt auch mit dem Zeitraum der höchsten Infektiosität zusammen, was vermutlich maßgeblich zur Ausbreitung des Virus beiträgt.
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