Enzymtherapien in der Neurologie

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REPORT


Fritz Zimprich Univ.-Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich

Enzymtherapien in der Neurologie Ein kurzer Überblick für nichtspezialisierte Nervenärztinnen und Nervenärzte

Einleitung Eine der erfolgreichsten Behandlungsinnovationen der letzten Jahre auf dem Gebiet der angeborenen Stoffwechselstörungen war zweifelsohne die Entwicklung von Enzymersatztherapien, also die therapeutische Zufuhr von Enzymen bei fehlender körpereigener Enzymaktivität bei einigen lysosomalen Speichererkrankungen (LSD). Die rechtzeitige Diagnose jener Stoffwechselstörungen, für die solche kurativen Behandlungsoptionen existieren, ist daher entscheidend, da nur bei einer rechtzeitigen Therapie irreversible Schäden verhindert werden können.

frühzeitige Diagnose ist »enormDiewichtig, um irreversible Schäden zu verhindern Eine grobe Kenntnis der verfügbaren Therapiemöglichkeiten ist daher auch für nicht auf Stoffwechselstörungen spezialisierte Ärzte wichtig.

Lysosmale Speichererkrankungen (LSD) – Grundlagen Lysosomen sind eigenständige Zellorganellen, die für den Abbau von Makromolekülen wie Proteinen, Lipiden, Nukleinsäuren oder Polysacchariden, die im Rahmen der Endozytose, Phagozytose oder Autophagozytose anfallen, verantwortlich sind. Darüber hinaus wird Lysosomen auch eine zentrale Rolle in der Regulation des Zellmetabolismus zugeschrieben. Lysosomen enthalten bis zu 60 verschiedene Enzyme zum Abbau von

Makromolekülen (sog. Hydrolasen) und weitere 300 strukturelle bzw. Transportproteine. Eine Besonderheit von Lysosomen ist das starke saure Milieu im Inneren, unter denen die Enzyme aktiv sind. Mutationen, die mit einem Funktionsverlust in einem der essenziellen molekularen Pfade einhergehen, können den Abbau spezifischer Makromoleküle relevant stören, und zu einer Akkumulation der nicht verstoffwechselten Substrate führen. Die abnorme Ansammlung von Stoffwechselprodukten kann dann über verschiedene sekundäre Mechanismen oder über bloße Verdrängung pathogen wirken. Klinisch werden je nach betroffenem Stoffwechselpfad ca. 50 lysosomale Speichererkrankungen unterschieden, die zwar einzeln selten sind, aber zusammengenommen immerhin etwa 1 von 5000 Lebendgeburten betreffen. Die Einteilung der LSD kann nach verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen. In der Regel wird nach den angereicherten Stoffgruppen differenziert und zwar in Mukopolysaccharidosen (z. B. Hurler-Syndrom), Sphingolipidosen (z. B. Tay-Sachs-Erkrankung, M. Fabry, M. Gaucher, M. Krabbe, metachromatische Leukodystrophy u. a.), Glykoproteinosen oder andere Gruppen (z. B. Störungen der lysosomalen Glykogenolyse wie beim M. Pompe). In . Tab. 1 findet sich eine Auswahl wichtiger lysosomaler Speichererkrankungen sowie deren zugrunde liegenden Enzymdefekte. Die klinische Manifestation ist über die verschiedenen LSD, aber auch innerhalb einzelner Krankheitsbilder enorm heterogen und kann, je nach eingelagertem Stoffwechselprodukt, fast jedes Organsystem betreffen, u. a. innere Organe

wie Leber, Milz, den Herzmuskel, die periphere Muskulatur oder den Stützapparat. In den