Forschen und Handeln
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„Nicht interventionelle Studien müssten wie Pilze aus dem urologischen Boden schießen, um die fehlende späte N utzenbewertung des AMNOG zu ersetzen“ Prof. Dr. med. Lothar Weißbach Gesundheitsforschung für Männer gGmbH, Berlin Konzeption des Schwerpunkts dieser Ausgabe
Forschen und Handeln
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ie Klammer, die sich um diese Ausgabe zum Prostatakarzinom legt, ist die Versorgungsforschung. Das Interview von Johannes Huber mit Vertretern der zwei urologischen Krebsregisterprojekte macht deutlich, wie schwer wir uns mit dem Erkenntnisgewinn tun. Die kleine Fachgruppe der Urologen geht gleich mit zwei konkurrierenden Initiativen an den Start; getreu dem Motto: Geteilte Kraft ist halbe Kraft. Was lernen wir aus den einzelnen Beiträgen? Bei unserem Forschen und Handeln geht es um Evidenz. Dass diese ausgerechnet bei einem der häufigsten uroonkologischen Eingriffe fehlt, gibt zu denken: Müssen bei jeder radikalen Prostatektomie die Lymphknoten des Beckens entfernt werden? Unser tägliches Handeln bejaht diese Frage, aber das hat nichts mit Evidenz zu tun, sondern eher etwas mit Routine und der Erstattung höherer Fallpauschalen. Evident ist der Schaden, nicht der Nutzen. Um hohe Evidenz und um ganz andere Summen geht es bei der medikamentösen Behandlung des Prostatakarzinoms. Die Vorteile der systemischen Therapie sind auch bei den Antiandrogenen deutlich, wie Stefan Machtens nachweist. Neue Substanzen drängen jedoch immer früher in die Indikation und schaffen eine Chronifizierung der Erkrankung. Der Weg eines jeden nicht kurativ Behandelten ist mit Substanzen gepflastert, die Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. Die Pharmaindustrie investiert und erzielt enorme Gewinne. Aber kann das neue Medikament auch unter Alltagsbedingungen bei multimorbiden Männern einund ein bewährtes abgesetzt werden? Um diese F rage zu beantworten, bedarf es entsprechender Daten, die Carsten-Henning Ohlmann liefert. Die Experten rufen deshalb nach versorgungsbegleitender Forschung, weil erst jetzt die beim „normalen“ Patienten ankommende Wirkung deutlich wird. Stattdessen übernehmen wir bei der Therapie vorbehaltlos das Ergebnis einer Zulassungsstudie nach der frühen Nutzen bewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss. Aber was passiert? Die Medikamente werden
URO-NEWS 2020; 24 (9)
ohne ausführliche Dokumentation und Qualifika tionsnachweis eingesetzt. Für das Arznei mittel marktneuordnungsgesetz (AMNOG), für unser Fachgebiet und noch mehr für die Patienten ist das eine verpasste Chance – auch für unsere wissenschaftliche Fachgesellschaft beziehungsweise die AUO. Nicht interventionelle Studien müssten wie Pilze aus dem urologischen Boden schießen, um die fehlende späte Nutzenbewertung des AMNOG zu ersetzen. Das sollte die Aktivitäten von Uroscience und d-uo beflügeln. Für das Prostata-MRT kommt die Forderung nach Evidenz auf uns zu. Im wunden Punkt machen gleich sechs Kollegen ihrem verständlichen Ärger über den HTA-Bericht zur Fusionsbiopsie Luft. Mit dem sich anbahnenden MRT-Urteil wird die Kluft zwischen dem Institut fü
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