Gar nicht so selten

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REPORT


Gar nicht so selten FF Im ambulanten Bereich erwor-

bene Lungenentzündungen werden immer noch unterschätzt, erklärt Dr. Jessica Rademacher von der Medizinischen Hochschule Hannover. Dabei zähle die ­CAP (community acquired pneumonia) in Deutschland zu den häufigsten infektionsbedingten Todesursachen. Studien haben gezeigt, dass jährlich mehr Menschen wegen einer ambulant erworbenen Pneumonie stationär behandelt werden als wegen Herzinfarkt oder Schlaganfall; die Klinikmortalität liege zwischen zwölf und 14 %. Die Pneumonie ist auch die häufigste Ursache für eine ambulant erworbene Sepsis betont Rademacher. Daher sei es „extrem wichtig“, einer eventuell vorliegenden Bakteriämie so rasch wie möglich auf die Spur zu kommen. Als Goldstandard zur Diagnostik der Bakteriämie gilt die Blutkultur. Deren Rolle bei ­CAP-​Patienten ist jedoch nach wie vor umstritten. Tatsächlich scheint der Nutzen im ambulanten Bereich relativ gering zu sein. Wie die kürzlich publizierte C ­ APNETZ-​Studie gezeigt hat, lag die Rate positiver Blutkulturen bei C ­ AP-​Patienten insgesamt deutlich unter zehn Prozent (292 von 4349 getesteten Teilnehmern). In der Studie blieben letztlich nur drei Patienten mit einer Bakteriämie ambulant. Von diesen war zum Studienende niemand gestorben. Ein Drittel der bakteriämischen Patienten ohne Fieber! Überraschend war jedoch der hohe Anteil an bakteriämischen Patienten

ohne Fieber. Dieser betrug laut Rademacher knapp ein Drittel der Teilnehmer mit positiver Blutkultur. Gerade diese Patienten waren offenbar besonders gefährdet: So war die Mortalitätsrate bei den afebrilen bakteriämischen Patienten mit 9,9 % mehr als doppelt so hoch als in der Gruppe mit febriler Bakteriämie (3,7 %). Prädiktoren für eine afebrile Bakteriämie waren in der ­CAPNETZ-​Studie 55 ein positiver PneumokokkenAntigen-Test, 55 ein ­CRP-​Wert > 200 mg/l und 55 ein Harnstoffwert ≥ 30 mg/dl. Für die Praxis bedeute dies, so Rademacher: Während die Blutkultur bei einer stationär zu behandelnden Pneumonie unbedingt dazu gehört, scheint sie im ambulanten Bereich verzichtbar zu sein. Neben dem klinischen Bild sollten etablierte Scores wie der ­CRB-65 zur Einschätzung des Letalitätsrisikos eingesetzt werden – dessen Verlässlichkeit wurde in einer neueren Metaanalyse bestätigt. Dieser sollte allerdings noch um die Parameter „Hypoxämie“ und „potenziell instabile Komorbiditäten“ sowie „chronische Bettlägerigkeit“ ergänzt werden. Ältere Patienten häufig ohne klassische Symptome Fehlendes Fieber sei, so Rademacher, grundsätzlich „kein Grund, eine Blutkultur nicht durchzuführen“. Letztere ermögliche zuweilen erst die leitliniengerechte Behandlung: So konnte bei immerhin zehn afebrilen Patienten eine Staphylococcus-aureus-Bakteri-

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Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie können fieberfrei, aber trotzdem bakteriämisch sein, wie die deutsche ­CAPNETZ-​Studie belegt. Dessen sollte man sich auch in Hinblick auf das Sepsis-Risiko bewusst sein.

ämie diagnostiziert werden. Der häufigste Erreger bei den Patienten ohne Fieb