Gerontologie, Geriatrie und Robotikforschung
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Gerontologie+Geriatrie Themenschwerpunkt Z Gerontol Geriat 2020 · 53:644–646 https://doi.org/10.1007/s00391-020-01792-5 Eingegangen: 9. September 2020 Angenommen: 9. September 2020 Online publiziert: 14. Oktober 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Hans-Werner Wahl1 · L. Cornelius Bollheimer2 1
Netzwerk Alternsforschung der Universität Heidelberg und Abteilung für Psychologische Alternsforschung, Psychologisches Institut, Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland 2 Medizinische Klinik VI (Altersmedizin), Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
Gerontologie, Geriatrie und Robotikforschung Blick zurück nach vorn Robotische Lösungen zu Unterstützung und Anreicherung eines autonomen und zufriedenen Alters, v. a. des sehr hohen Alters, finden im öffentlichen Diskurs der schnell alternden Gesellschaft aktuell sehr viel Aufmerksamkeit. Abbildungen bzw. In-Szene-Setzungen von lächelnden älteren Menschen im direkten Austausch mit den unterschiedlichsten Roboterlösungen sind beinahe täglich in Print-Medien, Wissenschaftssendungen im Hörfunk, auch im TV, in Stellungnahmen von Seniorenverbänden, Alzheimer-Gesellschaften, auf Youtube und zwischenzeitlich auch vielfach in Beiträgen der vorliegenden Zeitschrift sowie Fachbeiträgen und -büchern anzutreffen. Dabei finden sich – wie Sibylle Meyer et al. in ihrem „guest editorial“ schreiben – mehrheitlich realitätsfremde, ScienceFiction-artige Vorstellungen zur Robotik etwa dergestalt, dass ein Stahlkoloss mit allen Aktoren rasselnd eine ältere Dame die Treppe herunterträgt und dabei gequält lächelt. Abgesehen davon, dass flexibles und stabiles Treppengehen immer noch unglaubliche Rechenleistungen voraussetzt und insofern weit entfernt von einer überzeugenden robotischen Lösung ist, kann das jetzt vorliegende Schwerpunktheft der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie (ZGG) zur assistiven Robotik für ältere Menschen auch dazu beitragen, zumindest in Professionskreisen solche „mentalen Kodierungen“ geradezurücken. Vielleicht wird das autonome Fahren als eine Art Hybrid von tradiertem Automobil und Mobilitätsroboter zu einem Erfolgsmodell gerade für ältere Menschen, obwohl in der
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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 7 · 2020
Autoindustrie damit eher nicht geworben wird. Im Beispiel des autonomenFahrens als unspektakulärer Prototyp assistiver Robotik spiegeln sich Variabilität und Heterogenität robotischer Lösungen auch im Altersbereich wider; diese decken die Funktionen eines stillen Helfers, Interaktionspartners, „companions“ oder Gesundheitsberaters ab und umfassen sowohl autonom vor Ort entscheidende Systeme als auch Lösungen unter „remote control“ im Hintergrund [9–11]. Vor diesem Hintergrund greift es zu kurz, assistive Robotik ausschließlich im Pflegekontext oder in der Geriatrie anzusiedeln, obwohl dies sicherlich einer der wichtigsten Anwendungsbereiche sein wird [6–8]. Mittel- und langfristig geht es beim Einsatz assistiver Robotik ebenfalls um nichtpflegebedürftige alte Menschen im Dienste einer bestmöglichen Autonomie und
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