Rock- und Popmusik und Politik

Populare Musik hat in vielen Bereichen eine ungeheure Sprengkraft, sogar dann, wenn es sich um „banale Lovesongs“ handelt. Religionspädagogisch ist das Suchen und Sehnen in diesen Songs immer auch das Sehnen nach einer großen, unendlichen, nicht mehr zu ü

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Rock- und Popmusik und Politik

4.1 Pop- und Rockmusik zur Verbesserung der Welt Populare Musik hat in vielen Bereichen eine ungeheure Sprengkraft, sogar dann, wenn es sich um „banale Lovesongs“ handelt. Religionspädagogisch ist das Suchen und Sehnen in diesen Songs immer auch das Sehnen nach einer großen, unendlichen, nicht mehr zu übertreffenden Liebe, also die Suche nach Erfüllung und damit ein Stück Sinnsuche „in den Niederungen des banalen Songs“. Erst Recht aber gilt dies, wenn Songs die Weltsicht ihrer Macher darstellen, sich kritisch mit Problemen auseinandersetzen oder sogar explizit politisch werden. Die Frage, der Jugendliche, Soziologen und immer wieder auch Musiker anhängen, ist, ob sich mit Musik tatsächlich „die Welt verändern lässt“.693 Erstaunlicherweise sind die Befunde dazu sehr ambivalent: Eindeutig sind sie zumeist dann, wenn sich in der Gesellschaft negative Auswirkungen zeigen. Dann lässt sich in aggressiv-militanten Computerspielen sowie in der Rock- und Popmusik schnell ein Verursacher finden. Dies ist bei den Massakern an Schulen in Columbine und Erfurt694 der Fall, es gilt angeblich 693 Rechnet man Pop- und Rockmusik zur Kunst, steht Gottfried Benn Pate. Der sieht Kunst in einer höheren Sphäre angesiedelt. So gilt für ihn bzgl. der Dichtung: „Die Dichtung bessert nicht, aber sie tut etwas viel Entscheidenderes – sie verändert. Sie hat keine geschichtlichen Ansatzkräfte, wenn sie reine Kunst ist, keine therapeutischen und pädagogischen Ansatzkräfte. Sie wirkt anders, sie hebt die Zeit und die Geschichte auf, ihre Wirkung geht auf die Gene, die Erbmasse, die Substanz, ein langer innerer Weg.“ Aus dem Manuskript zur Veröffentlichung einer Gottfried Benn-Biographie anlässlich seines 50. Todestages. Vgl. Deutschlandfunk: Antidemokrat Gottfried Benn am 28.06.2006, zitiert nach http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/515538/, letzter Abruf am 30.03.2013. Der Hinweis dazu stammt von Dorner, Brigitte: „U2 ist ihre Religion, Bono ihr Gott“, a.a.O., 88. Letztlich sind Songtexte nichts anderes als Lyrik und damit Kunst, so dass die Bennsche Aussage auch auf Songtexte (im Englischen Lyrics) übertragbar sind. Dorner tut dies, nutzt die Überzeugung von U2-Sänger Bono „Music can change the world“, um zu ergänzen: „Music can change the world in me“, und zitiert Jan Koenot, hier um mehrere vorausgehende Sätze aus dem Original erweitert: „Und so hat auch der scheinbar ‚unpolitische Rock’ [...] eine politische Bedeutung. Musik ist ein ästhetisches Mittel, ein Reich von Freiheit und Liebe näherrücken zu lassen. Von ihr geht eine Inspiration aus, die auch zu politischer Kreativität für eine Gesellschaft anspornt, in der jeder einzeln und alle miteinander in Freiheit und Liebe reden können. Die Welt lässt sich nicht einfach so verändern. Die wirkliche Revolution beginnt im Herzen. Rock verändert etwas in der Welt, indem er die Leute anders im Leben stehen lässt, indem er ihren Glauben an sich selbst, ihren Glauben an andere, ihren Glauben an die Lebenskräfte in ihnen und um sie herum weckt.“ Vgl. Dorner