Hinter den Kulissen
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Gerontologie+Geriatrie Medien Z Gerontol Geriat https://doi.org/10.1007/s00391-020-01747-w © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Originalpublikation Rösler A (2020) Unter Kitteln. Ein Krankenhausroman. Literatur Quickie, 188 S., ISBN 978-3945453636, 19
Wenn der Chefarzt einer Hamburger Geriatrie einen Krankenhausroman vorlegt, darf über den Leserkreis klassischer Arztromane hinaus besonders im ärztlichen Berufsstand Aufmerksamkeit erwartet werden. „Eine zweifelhafte Mischung aus Schmonzette, Pornografie und Ärztebashing!“ So betitelt der fiktive autoritäre Chefarzt den Krankenhausroman Unter Kitteln seines ehemaligen Assistenzarztes Alexander Rösler im Vorwort. Ehe der Leser sich versieht, befindet er sich auf überraschende und humorvolle Art schon mitten im speziellen Beziehungs-
Johannes Vogel Hamburg, Deutschland
Hinter den Kulissen
geflecht des deutschen Krankenhausbetriebes, noch bevor der Roman wirklich begonnen hat. Gut und Böse sind dann aber, anders als bei Karl Mays Unter Geiern, den beiden Hauptprotagonisten Assistenzarzt Hagen Burbeis und Geschäftsführer der Punzlau-Kliniken, Hans Jürgen Doberer, nicht so eindeutig zuzuordnen. Dafür ist die Geschichte des beruflichen Neueinsteigers tief in der Provinz Brandenburgs und des dort agierenden Geschäftsführers dann doch differenzierter, aber keinesfalls weniger unterhaltsam. Sexuelle Ausschweifungen „unter Kitteln“ beleuchten die Doppelmoral der Akteure. Dabei zeigt die Geschichte insbesondere des Geschäftsführers Doberer den Spannungsbogen eines Mannes zwischen ausufernder Bedürftigkeit und anrührender Intimität. Eine breite Palette typischer alltäglicher Krankenhaussituationen wird vom Autor sehr realitätsnah fachkundig ausgebreitet, sodass bei jedem Leser (so er Mediziner ist) ein hoher Wiedererkennungseffekt der eigenen beruflichen Laufbahn garantiert ist. Zweifellos eine der Stärken dieses Buches, sowohl medizinisch fachlich präzise Situationen als auch treffend die offenkundigen und verborgenen Interaktionen der Akteure im Krankenhausbetrieb zu beschreiben. Worum aber geht es hinter den Geschichten über Patienten- und Kollegenbegegnungen des jungen Assistenzarztes Hagen Burbeis? Der nicht unbedingt zielstrebige Neumediziner sucht sich in einer Mischung aus Unsicherheit, Unbehagen, Naivität und Furcht vor den ersten Nachtdiensten seinen Weg zu mehr Sicherheit, Anerkennung und Normalität im Krankenhausbetrieb. Dazu verhilft ihm das Angebot zu einer Dissertation bei seinem Chefarzt, Privatdozent Dr. Mickel-
sen. Dessen persönlicher Ehrgeiz, durch Veröffentlichung und winkende Professur zu höherem Ansehen zu kommen, steht deutlich vor wirklichem wissenschaftlichen Interesse. Im Umgang mit erhobenen Daten nehmen es Mickelsen und Burbeis im Sinne des gewünschten Ergebnisses nicht ganz so genau. Rösler macht seine Kritik an derlei unsauberer, narzisstisch motivierter Wissenschaft deutlich, indem die Manipulation an der Arbeit über „SPET“ = „Single Power Echo Tackling“ (herrlich!) auffliegt und, der Logik der Hierarchie folgend, Assistenza
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