Im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit

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Photo: © FredFroese / Getty Images / iStock

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Auch Pflegeheimbewohner benötigen soziale Kontakt und Freiheiten – auch in Krisenzeiten.

Im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit In Zeiten von Corona werden viele Schwachstellen in der Langzeitpflege sichtbar

Quelle: Roundtable „Patienten­ sicherheit und Freiheit in ­P flegeheimen in Corona-­ Zeiten – ein Widerspruch?“ 1. Juli 2020, Wien Veranstaltet vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin, der Österreichischen Plattform Patientensicherheit sowie des Ludwig Boltzmann Institutes for Digital Health and Patient Safety 

PROCARE 9 | 2020

Die Unsicherheit war und ist groß: Speziell in Langzeitpflegeeinrichtungen mit seinen als besonders gefährdet geltenden Bewohnern ist die Entscheidung zwischen Risikominimierung und Freiheitseinschränkung eine permanente Gratwanderung. Über den Umgang mit der ersten Welle der COVID-19-Pandemie in heimischen Pflegeheimen und Lösungsansätze diskutierte im vergangenen Sommer ein interdisziplinäres Expertenteam mit Betroffenen auf Einladung der Österreichischen Plattform Patientensicherheit und des Ludwig Boltzmann Institut (LBI) for Digital Health and Patient Safety. Eine über 90-jährige, mit Sars-CoV-2 infizierte Person hat eine Sterbewahrscheinlichkeit von 30 Prozent. Ein Drittel aller bisher im Zusammenhang mit dem neuen Corona-Virus in Österreich verstorbenen Personen waren Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Mitarbeiterinnen und Verantwortliche klagen über unzureichende Schutzausrüstung und fehlende Rechtssicherheit. Seitens der Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörigen kam es zu vielen Klagen und Beschwerden wegen als übertrieben empfundener freiheitseinschränkender Maßnahmen, die angeordnet wurden, um eine besonders vulnerable Risikogruppe zu schützen.

Ein Restrisiko bleibt Obwohl man sich im Bereich Risikomanagement in Gesundheitseinrichtungen in den vergangenen Jahren auf viele Szenarien gut vorbereitet habe, etwa auf Naturkatastrophen oder Terrorangriffe, habe das

Virus „alles auf ein neues Niveau gehoben“, stellte Prof. Dr. Harald Willschke, LBI for Digital Health and Patient Safety, Wien fest. Da in diesem Szenario ausschließlich nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung stehen, sei ein bestimmtes „Restrisiko“ nicht zu vermeiden. Die Fragen, mit denen sich das Risikomanagement in diesem Zusammenhang auseinanderzusetzen habe, sind: _ Wie hoch darf das Risiko in Langzeitpflegeeinrichtungen sein, auch in Hinblick auf Bedürfnis nach Lebensqualität? _ Was wiegt mehr: das Individualwohl oder doch das Wohl der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung? _ Wer bestimmt und wer verantwortet das Risiko?

„Relativ viel Freiheit“ Monika Zeisenböck lebt gemeinsam mit 267 Menschen seit sechs Jahren in einem großen Pflegewohnhaus der Caritas in Wien. Es habe zwar viele Einschränkungen in den vergangenen Monaten gegeben, berichtete sie, von „Einsperren kann aber überhaupt keine Rede sein“. Zwar sei das Haus am Anfang zugesperrt gewesen, aber schon bald sei es möglich gewesen, Angehörige unter gewissen Auflagen zu seh