Kopfschmerz vom Spannungstyp
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Andreas Straube · Stefanie Förderreuther · Ozan Emre Eren Klinik für Neurologie, Oberbayerisches Kopfschmerzzentrum, Klinikum Großhadern, Ludwig-MaximiliansUniversität, München, Deutschland
Kopfschmerz vom Spannungstyp Quo vadis?
Der Kopfschmerz vom Spannungstyp gilt als die häufigste Kopfschmerzform überhaupt. Er kommt ubiquitär vor und wird in allen Altersklassen beobachtet. Trotz dieser Häufigkeit ist das pathophysiologische Verständnis nur sehr lückenhaft und es fehlen neue therapeutische Ansätze. Möglicherweise kommt es in der Zukunft zu einer anderen Sicht auf diesen primären Kopfschmerz mit weitreichenden Konsequenzen für das therapeutische Vorgehen.
deshalb in einer Veröffentlichung auch die Frage gestellt: „Tension-type headache: one or more headaches?“ 4 Bisher fehlt ein überzeugendes experimentelles Modell, was letztlich auch Ausdruck eines fehlenden pathophysiologischen Konzepts ist. Die im Namen ausgedrückte vermehrte muskuläre Spannung ließ sich in den meisten Studien bislang nicht belegen [52] und dient auch nicht zur Unterscheidung gegenüber einer Migräne.
Der Kopfschmerz vom Spannungstyp (SK) ist in allen epidemiologischen Erhebungen die häufigste Kopfschmerzform. Die 1-Jahres-Prävalenz für den sporadischen SK liegt bei etwa 62,6 % [60]. In Deutschland wird eine 6-MonatsPrävalenz von 31,5 % angegeben [51]. Diesen epidemiologischen Zahlen steht eine nur geringe Beachtung des SK in der aktuellen Literatur gegenüber. Für die Stichworte „tension type AND headache AND 2019“ finden sich in der Datenbank PubMed (https://www.ncbi.nlm. nih.gov/pubmed) nur 179 Einträge, wobei die Mehrzahl sich nicht explizit mit SK beschäftigt. Demgegenüber finden sich unter den Stichwörtern „migraine AND headache AND 2019“ 1259 Publikationen. Wo könnten die Gründe für diesen auffallenden Unterschied liegen? 4 Die Diagnose wird nicht durch das Vorhandensein spezifischer Symptome, sondern nur durch ihr Fehlen gekennzeichnet. Gerade bei Kindern und älteren Patienten führt das zu einem hohen Maß an diagnostischer Unsicherheit [62]. Einer der Mentoren der modernen Kopfschmerzklassifikation O. Sjaastad [59] hat
Im Folgenden sollen nun Klinik, Epidemiologie, Pathophysiologie, Differenzialdiagnosen sowie Therapie des SK dargestellt werden. Im Anschluss geht es um die Abgrenzung des SK gegenüber der Migräne und die daraus erwachsenden Konsequenzen.
Klinik Klinisch ist der SK durch das Fehlen besonderer Merkmale gekennzeichnet. Einen SK hat fast jeder schon einmal verspürt. Im Vordergrund steht dabei ein leichter bis allenfalls mittelstarker, in der Regel holozephaler Kopfschmerz von drückendem Charakter ([27]; Kriterien in . Tab. 1). Wenn man die numerische Analogskala zur subjektiven Quantifizierung der Schmerzstärke einsetzt, werden in der Regel Werte von 4 bis 5/10 angegeben, bei einer Migräne liegen diese Werte bei 7–8/10. Der Kopfschmerz kann zwischen 0,5 h und wenigen Tagen anhalten. Die Patienten vergleichen ihn häufig mit dem Gefühl eines zu engen Stirnbands. Vegetative Symptome wie ausgeprägte Übelkeit, Erbrechen, aber auch Tränenfl
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