Kraftwerk Sonne und Hormonfabrik Haut

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REPORT


R. Saternus · J. Reichrath Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Hautklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland

Kraftwerk Sonne und Hormonfabrik Haut Aktuelle Standortbestimmung zur Bedeutung des Vitamin-D-Stoffwechsels während der menschlichen Evolution und Strategien zur UV-Prävention

Seit Beginn der frühesten Lebensformen auf der Erde vor mehreren Milliarden Jahren ist das Leben bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Lebewesen in der Tiefsee) direkt oder indirekt von der Energie der Sonne abhängig. Pflanzen benötigen ausreichend Sonnenlicht zur Sicherstellung der Photosynthese. Durch die Photosynthese werden Sauerstoff und Zuckermoleküle in größeren Mengen bereitgestellt und stellen so unabdingbare Voraussetzungen für jedes höhere Leben. Tiere und Menschen sind sowohl indirekt als auch direkt vom Sonnenlicht abhängig, da beispielsweise durch die im Sonnenlicht enthaltene ultraviolette B(UVB)-Strahlung in der menschlichen Haut die VitaminD-Produktion erst ermöglicht wird [1]. Dies ist insbesondere von Bedeutung, da über die Nahrung des Menschen der Vitamin-D-Bedarf in der Regel nicht vollständig gedeckt werden kann [1]. Wird die Haut zu wenig Sonnenlicht ausgesetzt, führt dies in der Regel zu einem Vitamin-D-Mangel [1]. Auf der anderen Seite besteht bei zu langer und zu intensiver Sonnstrahlung das Risiko zur Entstehung von Hautkrebs. So ist der direkte Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und der Entwicklung von nichtmelanozytärem Hautkrebs (v. a. Basaliom und Plattenepithelkarzinom) unbestritten [2]. Auch verdichten sich die Hinweise, dass aggressive Hautkrebsformen wie das maligne Melanom mit UVStrahlung (Sonnenbrände in der Kind-

heit) assoziiert sind [2, 3]. Es muss somit ein Mittelmaß an Sonnenexposition gefunden werden, um zum einen die positiven Eigenschaften, allen voran die Vitamin-D-Produktion, sicherzustellen, zum andern aber auch vor möglichen gefährlichen Risiken zu schützen. Die wissenschaftlichen Kenntnisse über die pleiotropen biologischen Wirkungen von Vitaminen-D-Metaboliten und ihre Relevanz für die menschliche Gesundheit haben sich in den letzten Jahrzehnten stark ausgeweitet, jenseits der altbekannten Schlüsselrolle im Rahmen der Kalziumhomöostase und des Knochenstoffwechsels. Man weiß, dass Vitamin-D-Mangel mit einer Vielzahl von Erkrankungen assoziiert ist, darunter mehrere Krebsarten, Herz-Kreislauf-, Autoimmun- und Infektionskrankheiten [4]. Vor dem Hintergrund der bekannten positiven Effekte von Vitamin D rückt die ausgeprägte Mangelversorgung in der Bevölkerung in den Fokus. Einige Autoren sprechen sogar von einer weltweiten Pandemie [4]. Auch in hoch entwickelten Ländern mit einem gut funktionierenden Gesundheitssystem ist VitaminD-Mangel weit verbreitet. So zeigen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) für Deutschland, dass 63 % der Menschen im Alter zwischen 1 und 17 Jahren und 57,3 % im Alter zwischen 18 und 79 Jahren einen 25(OH)D-Serumspiegel unter 20 ng/ml (50 nmol/l) aufweisen [5]. All-

gemein anerkannt, besteht ein Vitamin