Lob der Soziologie
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ob der Soziologie Dankesrede anlässlich der Verleihung der Goldenen Medaille des CNRS Pierre Bourdieu†
Herr Minister, Herr Vorsitzender, Herr Generaldirektor, liebe Kollegen und Freunde, meine Damen und Herren! Ehrungen wie diese, die eigentlich beruhigen sollten, erwecken bei mir eher Besorgnis und ein gewisses Gefühl der Unwürdigkeit. Aber sie können nicht meine tiefe Überzeugung erschüttern, dass die Soziologie und die Soziologen der Anerkennung, die die wissenschaftliche Gemeinschaft ihnen heute durch meine Person entgegenbringt, voll und ganz würdig sind. Diese Überzeugung möchte ich heute Abend mit Ihnen teilen und die Gelegenheit nützen, vor den höchsten Vertretern der Politik und der Wissenschaft © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Die Rede hielt Pierre Bourdieu am 7. Dezember 1993 anlässlich der Verleihung der Goldenen Medaille des Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Frankreichs höchster wissenschaftlicher Auszeichnung, durch François Fillon, Minister für Höhere Bildung und Forschung. Fußnoten, bibliografische Zusätze und Untergliederung in Abschnitte von Loïc Wacquant Übersetzung aus dem Französischen sowie der Fußnoten aus dem Englischen Gerda Bohmann und Johanna Hofbauer Anm. der Übers.: Wir haben einer wörtlichen Übersetzung den Vorzug gegenüber einem geschlechtsneutralen Sprachgebrauch gegeben, da letzterer grundlegende Eingriffe in den Sprachduktus von Bourdieus Rede erfordert hätte. Für Anfragen zum Originaltext: Loïc Wacquant ([email protected]) und Jérôme Bourdieu ([email protected]) P. Bourdieu† Collège de France, Frankreich J. Bourdieu E-Mail: [email protected] L. Wacquant E-Mail: [email protected] Anschrift der Übersetzerinnen: Ao. Univ. Prof. Dr. Gerda Bohmann Ao. Univ. Prof. Dr. Johanna Hofbauer Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung, Wirtschaftsuniversität Wien, Augasse 2–6, 1090 Wien, Österreich E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]
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P. Bourdieu
sowie den herausragendsten Vertretern des Journalismus zu sprechen, um auf bestimmte, oftmals kritische Fragen zu antworten, die man gewöhnlich in Bezug auf diese Wissenschaft stellt. Aber ich würde es ungern sehen, wenn diese Verteidigung der Soziologie eine bloß akademische Übung ohne jegliche reale Wirkung bliebe. Ich möchte mich also für einen Moment zum Sprecher aller Soziologen machen, oder zumindest jener, die mir von ihrem Stolz über die Ehrung ihrer Wissenschaft berichtet haben; und in einer Art feierlichen Petition fordern, dass die französische Soziologie, die allgemein als eine der besten der Welt anerkannt wird, von allen symbolischen wie auch materiellen Vorteilen profitieren möge, die mit wahrer Anerkennung verbunden sind.
© CNRS Photothèque/Nicole TIGET
Ich denke dabei besonders an jene, die heute den Beruf antreten, oft von der Hand in den Mund leben, und das in den entscheidenden Jahren ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, und ohne sicher sein zu können, ob es ihnen eines Tages gelingen wird, eine Stelle als Lehrer oder Forscher mit angemessenen Arbeitsbedin
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