Neues zur allergenspezifischen Immuntherapie bei Asthma bronchiale

  • PDF / 979,700 Bytes
  • 7 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 45 Downloads / 199 Views

DOWNLOAD

REPORT


Kinderheilkunde Leitthema Monatsschr Kinderheilkd 2020 · 168:1008–1014 https://doi.org/10.1007/s00112-020-01029-0 Online publiziert: 1. Oktober 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion G. Hansen, Hannover

Asthma bronchiale ist im Kindesalter überwiegend durch exogen-allergische Stimuli getriggert. Eine kausale Therapieoption bei allergischen Erkrankungen ist die Hyposensibilisierung, die auch als allergenspezifische Immuntherapie (AIT) oder spezifische Immuntherapie (SIT) bezeichnet wird [1]. Die Applikation kann auf subkutanem (s.c.-)Weg oder auf sublingualem (s.l.-)Weg in Form von Tropfen oder Tabletten erfolgen. Der Stellenwert der AIT bei Patienten mit Asthma bronchiale hat in den letzten 10 Jahren eine Renaissance erlebt. Dazu haben große klinische Studien beigetragen, die eine klinische Effektivität und ein gutes Sicherheitsprofil der AIT bei allergischem Asthma bronchiale belegen. Viele dieser Studien sind für die s.l.Applikationsform der AIT durchgeführt worden; Arbeiten zur s.c.-Applikation der AIT sind deutlich seltener. In den aktuellen Therapieleitlinien zum Asthma bronchiale, der deutschsprachigen Nationalen VersorgungsLeitlinie der Klasse S3 (NVL Asthma, [2]), der deutschsprachigen S2-Leitlinie der Atemwegsliga [3] und der internationalen Leitlinie der Global Initiative for Asthma (GINA, [4]), wird der Stellenwert der AIT bei Asthmapatienten unterschiedlich beurteilt. In diesem Übersichtsbeitrag werden diese Empfehlungen einander kritisch gegenübergestellt sowie Kriterien zu Durchführung und Sicherheit der AIT dargestellt.

Wirksamkeit Die Wirksamkeit der AIT bei Asthma bronchiale ist durch eine große Zahl kli-

1008

Monatsschrift Kinderheilkunde 11 · 2020

Matthias Kopp Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Medizinbereich Kinder und Jugendliche, Insel Gruppe AG, Inselspital Bern, Bern, Schweiz

Neues zur allergenspezifischen Immuntherapie bei Asthma bronchiale nischer Studien gut belegt [5–7]. In einer Metaanalyse, die 40 Studien mit Kindern zusammengefasst hat, konnte gezeigt werden, dass die s.c.- und die s.l.AIT langfristig helfen, Asthmamedikamente zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, während die Effekte auf die Lungenfunktion moderat waren [5]. Während lokale allergische Nebenwirkungen häufig sind, kommt es nur selten zu anaphylaktischen Ereignissen unter AIT.

und sublinguale »AIT Subkutane tragen zur Reduktion der Asthmamedikamente bei Drei klinische Studien werden im Folgenden exemplarisch vorgestellt, da sie ein gewisses Alleinstellungsmerkmal aufweisen. In die Arbeit von Zielen et al. wurden 65 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren mit einer Hausstaubmilbensensibilisierung und einem Asthma bronchiale aufgenommen [8]. Zur Kontrolle erhielten die Teilnehmenden eine Therapie mit inhalativen Steroiden, bevor sie in die Gruppen AIT mit einem s.c. verabreichten Milbenallergoid und inhalativem Fluticason vs. Fluticason allein randomisiert und über 2 Jahre behandelt wurden. Endpunkt war die niedrigste tolerierte Dosis des inhalativen