Patienten mit psychischen Erkrankungen und einer SARS-CoV-2-Infektion

  • PDF / 448,378 Bytes
  • 7 Pages / 566.929 x 779.528 pts Page_size
  • 23 Downloads / 205 Views

DOWNLOAD

REPORT


tienten mit psychischen Erkrankungen und einer SARS-CoV-2-Infektion Vorgehen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München Vo n K . Ad o rj a n , G . K o l l e r, P. Fa l k a i u n d O. Po g a re l l

D

ie Infektionserkrankung COVID-19, verursacht durch das neuartige Coronavirus SARSCoV-2, breitet sich in vielen Ländern weiter aus. Auch in Deutschland steigt erneut die Zahl der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten und auch der stationär behandlungsbedürftigen Personen dynamisch an [1]. Zur Sicherstellung der Versorgung ist deshalb auch die Bereitstellung und Erweiterung von Bettenkapazitäten für die Behandlung von COVID-19-Erkrankten erforderlich, z. B. durch Verschiebung oder Aussetzung planbarer Aufnahmen, Eingriffe oder Operationen sowie durch Schaffung zusätzlicher intensivmedizinischer Behandlungskapazitäten. Parallel sollten Erlösausfälle sowie Defizite der Krankenhäuser vermieden und ihre Liquidität weiterhin sichergestellt werden. Aufgrund von Erkrankungen der Mitarbeiter, Quarantäne sowie der Schließung von Schulen ist nicht auszuschließen, dass auch psychiatrische Kliniken mit der Situation konfrontiert werden, die vertraglich vereinbarten Personalstandards und Qualifikationsanforderungen nicht einhalten und psychisch erkrankte Patienten nicht ausreichend versorgen zu können. Eine Absen-

PD Dr. med. Kristina Adorjan: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität, München und Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik (IPPG), München; PD Dr. med. Gabriele Koller, Prof. Dr. med. Peter Falkai, Prof. Dr. med. Oliver Pogarell: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität, München This article is part of a supplement not sponsored by the industry. MMW Fortschritte der Medizin  2020 . S7 / 162

kung der Belegung, Reduktion der stationären oder teilstationären Therapieprogramme oder Schließung einzelner Bereiche (z. B. Tageskliniken) hätte fatale Folgen: Durch die Pandemie ist in hohem Maße auch die Gesundheit von Menschen mit psychischen Erkrankungen bedroht, die als besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe gelten [2]. Gründe hierfür sind u. a. eine soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten wie Schizophrenie oder Depression und psychische sowie somatische Komorbiditäten (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunschwäche unter antipsychotischer Medikation wie Clozapin). Menschen mit psychischen Erkrankungen zeigen häufig einen chronischen Krankheitsverlauf mit verkürzter Lebensdauer [3] und haben häufig mit so-

zio-ökonomischen Schwierigkeiten zu kämpfen: Wohnen, Zugang zu Bildung und Beschäftigung und soziale Verbindungen sind aufgrund mangelnder Kommunikations- und Beziehungsfähigkeiten deutlich erschwert. Menschen mit psychischen Erkrankungen leben häufig allein, sind isoliert und nicht leicht in der Lage, zusätzliche Unterstützung zu fordern, sollten sie an COVID-19 erkranken. Aber auch eine zunehmende Stressbelastung (Ausgangsperren, Quarantäne, Einsamkeit) in der Allgemeinbevölkerung